19.11.Stuttgart - Nur der Brite John Whitaker konnte vor 7500 Zuschauern den deutschen Springreitern beim mit 800000 Mark dotierten 15. Internationalen Reit- und Fahrturnier in der voll besetzten Stuttgarter Schleyer-Halle Paroli bieten. In der zweiten Qualifikation zum German Masters setzte sich der 44-Jährige auf dem 19-jährigen Welham ohne Fehlerpunkte in 62,04 Sekunden an die Spitze der Wertung, was ihm ein Preisgeld von 8000 Mark einbrachte. Whitaker hatte dadurch beste Chancen, zum vierten Mal Masters-Sieger zu werden. Rang zwei ging an den 24-jährigen Toni Haßmann (Lienen) auf Cabrio (0/63,12) vor dem dreifachen Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf seinem neunjährigen Schimmelhengst Champion du Lys (0/64,16). Damit stehen auch die zwölf Springreiter fest, die das Mastersfinale entschieden. Neben den ersten drei sind die Mannschafts-Europameister Carsten-Otto Nagel (Wedel) und Marcus Ehning (Borken) sowie Markus Renzel (Alt-Marl), die beiden Briten Michael Whitaker und Diane Lampard, Malin Baryard (Schweden), Samantha McIntosh (Bulgarien), Katie Monahan Prudent (USA) und der Schwede Rolf-Goeran Bengtsson dabei. Den Einzug ins Finale verpassten die beiden Mannschafts-Weltmeister Lars Nieberg und Franke Sloothaak. Zuvor hatte der 39-jährige Michael Whitaker auf dem Westfalen- Wallach Two Step das Punktespringen der Klasse S mit 24 Punkten in schnellen 46,99 Sekunden gewonnen. Platz zwei ging an Weltmeister und Weltcup-Sieger Rodrigo Pessoa (Brasilien) auf Bianca d'Amaury (24/47,51) vor dem Franzosen Philippe Rozier auf Brigang d'Etenclin (24/47,54). Bester Deutscher wurde Mannschafts-Weltmeister Franke Sloothaak (Borgholzhausen) auf dem siebenjährigen Paramo (23/48,43) auf Rang fünf.
Eine Neuauflage des Zweikampfes zwischen Weltmeisterin und Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) und ihrer Teamkollegin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen), erlebten 3000 Zuschauer. Erneut war es die 41-jährige Berufsreiterin aus Bayern, die auf dem neunjährigen Russen-Wallach Wall Street im Kurz-Grand-Prix, der Qualifikation für die Kür, mit 1538 Punkten siegte und 3500 Mark Prämie einstrich. Für Werth blieb auf Antony mit 1 499 Punkten trotz einer Vorstellung ohne grobe Patzer nur der zweite Platz. Dritter wurde der dänische EM-Mannschaftsdritte Lars Petersen auf Bluse Horse mit 1476 Punkten.
19.11.Stuttgart - Ulla Salzgeber aus Bad Wörishofen hat einen weiteren Erfolg gelandet. Im Dressur-Duell mit Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) sicherte sie sich den Sieg beim Kurz-Grand-Prix des 15. Internationalen Reit- und Fahrturnier in Stuttgart. Die Mannschafts-Welt- und Europameisterin von Rom beziehungsweise Arnheim siegte in dieser Qualifikation für die Kür auf dem neunjährigen Russen- Wallach Wall Street mit 1538 Punkten und erhielt dafür eine Prämie in Höhe von 3500 Mark. Für Werth blieb auf dem 13-jährigen Hannoveraner-Wallach Antony mit 1499 Punkten trotz einer Vorstellung ohne grobe Patzer nur der zweite Platz. Dritter wurde der EM-Dritte mit der dänischen Mannschaft, Lars Petersen auf Blue Horse mit 1476 Punkten.
18.11.Stuttgart - Helena Weinberg und Philippe Rozier waren die ersten Sieger der Springprüfungen beim internationalen Reit- und Fahrturnier in der Stuttgarter Schleyer-Halle. In der Eröffnungsprüfung für die Ausländer bei dem mit 800000 Mark dotierten Turnier setzte sich der 36-jährige Franzose Rozier mit einem fehlerfreien Ritt auf dem zehnjährigen Franzosen-Wallach D'Etenclin in 50,93 Sekunden durch. Zweite wurde die in Frankreich lebende Katie Monahan Prudent (USA) auf dem Oldenburger Wallach Landato (0 Fehlerpunkte/54,91 Sekunden) vor der 24-jährigen Schwedin Malin Baryard auf Butterfly (0/55,94). Von den 44 gestarteten Reitern kam ein Weltklasse-Trio nicht ins Ziel. Der Sieger im «Großen Preis von Berlin», Geoff Billington (Großbritannien) auf Double Dutch, gab auf, der Niederländer Jan Tops auf D'Amaury und der Schweizer Beat Mändli auf Boor Boy wurden aus der Wertung genommen. Weltmeister und Weltcup-Sieger Rodrigo Pessoa (Brasilien) ließ es etwas ruhiger angehen und kam auf Biana D'Amaury nach einem Abwurf in 54,25 Sekunden nur auf Rang 16.
Beste Deutsche wurde die Siegerin des Weltcup-Springens von Berlin, Helena Weinberg (Herzogenrath). Auf dem Hessen-Wallach Silas kam die 35-Jährige in 50,22 Sekunden gewohnt schnell ins Ziel und belegte außerdem noch auf Pia Nigra Rang fünf (0/54,31). Rang zwei ging an Rene Tebbel (Emsbüren) auf Le Patron (0/51,01). Mit seinem Hengst Radiator kam er nach einer dreiwöchigen Pause mit einem Abwurf (53,99 Sek.) auf Rang 16. Dritter wurde überraschend der 17-jährige Tim Rieskamp-Godeking (Westerkappeln) auf Lucille Marie (52,95). Mannschafts-Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) blieb auf Champion du Lys ebenfalls ohne Abwurf (68,83) und belegte Rang 13. Zufrieden äußerte sich Dressur-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin Isabell Werth (Rheinberg) über ihren ersten Start auf dem neunjährigen Hannoveraner Wallach Agnelli, mit dem sie nach Abschluss ihres juristischen Staatsexamens in den vergangenen zwei Wochen viel gearbeitet hatte. Die 30-Jährige wurde in der Prüfung St. Georg mit 1423 Punkten Zweite hinter Mannschafts-Olympiasiegerin Monica Theodorescu (Sassenberg) auf der erst siebenjährigen Trakehner-Stute Fleur (1426 Punkte). Dritte wurde Mannschafts- Europameisterin Nadine Capellmann (Aachen) auf Cockney (1376).
17.11.99 - Stuttgart Mit Pferden und Reitern aus Andalusien, mit spanischer Folklore und Grandezza hat in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle das internationale Reitturnier ,,German Masters'' begonnen. Mehr als 5500 Zuschauer kamen zum Schauabend am Mittwoch. Beim Tennisturnier vor wenigen Wochen verzeichnete die Stuttgarter Messegesellschaft an neun Tagen lediglich 40000 zahlende Besucher. Für die 15. Reitertage am Cannstatter Wasen waren, noch ehe das erste Pferd die Arena betrat, mehr als 56000 Eintrittskarten im Vorverkauf abgesetzt. Mit ihrem dreistündigen Schauabend glückte den Machern am Cannstatter Wasen ein Auftakt nach Maß. Levade, Capriole, Courbette, Balottade, Piaffe, Passage und Spanischer Tritt - so heißen die Figuren und Übungen der klassischen Reitkunst. Ignacio Rambla, Chef der Königlichen Reitschule aus Jerez de la Frontera, und seine 27 Kollegen beherrschen mit ihren Hengsten diese Lektionen aus dem Effeff. Hinzu kommen Charme und Lebensgefühl ihrer spanischen Heimat, wo gegenwärtig Temperaturen um die 25 Grad herrschen. ¸¸Die Kälte in Stuttgart macht uns am meisten zu schaffen'', sagte Ignacio Rambla gestern. Das galt freilich weniger für seine Hengste als vielmehr für seine Männer. Doch in der geheizten Schleyerhalle und angesichts der begeisterten Pferdefreunde auf den Rängen entfalteten die Königlichen aus Andalusien ihr ganzes Können. Schon die Namen der weißen, braunen und fuchsfarbenen Hengste klingen wie spanische Musik: Bolero, Tabernero, Mirlito oder Bondadoso. Der Schlusspunkt ihres Programms trug den beziehungsreichen Titel ¸¸Son Y Ritmo''. Am Freitag Abend und am Sonntag werden die Andalusier noch einmal zu sehen sein. Zu Beginn des Schauabends hatte sich der Publikumsliebling Franke Sloothaak mit einem Husarenritt und einer gewagten Teufelsfahrt im ¸¸Jump-and-Drive''-Wettbewerb durch den Parcours ein Auto aus Untertürkheim als Siegertrophäe gesichert. Gegen die Reit- und Fahrkünste des Sonnyboys im deutschen Reiterlager hatten die Konkurrenten nicht den Hauch einer Chance.
Stuttgart - Die ersten Sieger des Reit- und Springturnieres in der Schleyerhalle sind der Dressur-Mannschaftsolympiasieger Martin Schaudt (Onstmettingen) und Springreiter Andreas Krieg aus Donaueschingen. Dass beide Gewinner aus Baden-Württemberg kommen, ist keine Überraschung: Die Prüfungen am Mittwochnachmittag waren ausschließlich den Landes-Reitern vorbehalten. Schaudt gewann auf seinem Wallach Valentin mit 914 Punkten und kassierte 1200 Mark Siegprämie. Zweiter wurde Andreas Grams (Murrgau) auf Donnerschlag mit 880 Zählern vor Stefanie Lempart aus Stuttgart-Möhringen (866) auf dem zehnjährigen Wallach Harley. Die 24-Jährige war mit ihrem Auftritt zufrieden: ¸¸Ein dritter Platz ist gut. Mein Pferd war sehr verhalten, weil es sich erst an die Atmosphäre gewöhnen musste.'' Bei den Springreitern lag Krieg auf Lysistra am Ende ohne Fehler in 49,30 Sekunden vorn und konnte sich ebenfalls über 1200 Mark Siegprämie freuen. Zweite wurde die Tübingerin Claudia Vasall auf Andolph, die ebenfalls fehlerfrei blieb, aber 54,70 Sekunden benötigte.
17.11.99 Dressur-Derby attraktiv machen STANDPUNKT aus "Die Zeit" - Von Paul Schockemöhle
Ich habe das Deutsche Derby in Hamburg nie gewonnen, jetzt kann ich es zusammen mit meinem Partner Volker Wulff und der Agentur En Garde umsetzen. Das ist - wenn man selbst nicht mehr in den Sattel steigt - dem Sport etwas von dem zurückzugeben, was man selbst durch den Sport erfahren hat. Ich mache das gern, es fordert Unternehmungsgeist, Ideen und Beziehungen. Von alldem habe ich durchaus genug, und es macht jetzt schon Spaß, für das Derby zu arbeiten. Es ist schon eine sehr gute Idee, die beiden Klassiker SpringDerby und Dressur-Derby zeitlich und räumlich wieder zusammenzufügen. Dafür brauchen wir allerdings dringend die Unterstützung der Stadt. Kein Mensch hat Lust, mit dem Shuttle zwischen zwei Plätzen hin und her zu gondeln und dann womöglich noch zu spät zu kommen. Zwangsläufig wird sich der Zuschauer für eine von beiden Veranstaltungen entscheiden, und das geht meist zu Lasten des Dressur-Derbys. In diese Situation wollen Volker und ich gar nicht erst kommen, aber das hängt wie gesagt auch sehr von der Entscheidung der Stadt für oder gegen den Dressurplatz auf der Geestwiese ab. Und wir sind sehr froh über die Unterstützung, die wir von Seiten der Stadt Hamburg bereits erfahren haben. Damit es gute Gründe gibt, dem Dressurereignis ebenso viel Aufmerksamkeit zu schenken wie dem Spring-Derby, muss das Dressur-Derby auch wieder eine ganz besondere Prüfung werden, also eine Kombination aus zwei schweren Aufgaben oder eine Prüfung mit einer ungewöhnlichen Erweiterung. Die Springreiter messen dem Derby schließlich auch einen Sonderstatus zu, was einfach daran liegt, dass dieser Kurs Pferd und Reiter alles an Können und Mut abverlangt.
Diesen Status des Besonderen müssen wir auch dem Dressur-Derby wiedergeben. Ich bin sicher, dass wir da ganz erfolgreich sein werden, so wie ich sicher bin, dass das Teilnehmerfeld des Spring-Derbys vom 1. bis 4. Juni 2000 sehr gut sein wird, dafür werde ich alle meine Kontakte nutzen. Ich habe es auch durchaus als meine Aufgabe gesehen - und bei Volker Wulff in dem Punkt "offene Türen" eingerannt - das Derby finanziell aufzuwerten. Wenn wir eine ganz besondere Veranstaltung machen und die Besten der Welt dort sehen wollen, dann muss für diese Reiter auch ein großer Anreiz da sein. Von der Ehre kann niemand leben, davon kann man keine Pferde füttern. Ich bin Kaufmann und weiß, wovon ich rede. Insofern sind wir sehr dankbar, dass unsere Sponsoren beim Derby wieder und noch deutlicher einsteigen.
15.11.99 Verden - Ein kanadischer Käufer machte den Rekord perfekt. Mit den 27.000 Mark, die er am Sonnabend für die Katalognummer 52 der Equitop-Kollektion springen ließ, hatte der Verband hannoverscher Warmblutzüchter erstmals in der Auktionsgeschichte einen Jahresumsatz von 20 Millionen Mark erreicht. Eine enorme Steigerung des bisherigen Bestergebnisses: Im vergangenen Jahr waren rund 17,5 Millionen Mark umgesetzt worden. Die letzte Verdener Reitpferde-Versteigerung des Jahres, des Jahrhunderts, des Jahrtausends, wie Auktionator Friedrich-Wilhelm Isernhagen nicht müde wurde zu betonen, schloss mit einem Nettoumsatz von 1.153.000 Mark ab. Bei 63 verkauften Pferden wurde ein Durchschnittspreis von 18.302 Mark erzielt - einsame Spitze für den Bereich der sogenannten Zwischenauktionen. Den beachtlichen Tageshöchstpreis von 78.000 Mark erlöste die dreijährige Fuchsstute Daisy Dee. 127.000 Mark brachten außerdem neun tragende Zuchtstuten in die Züchterkassen. Im Schnitt wurden 14.111 Mark berappt. Mit einem Zuschlagspreis von 24.000 Mark führte die von Marten Hillmann aus Bassum ausgestellte Stute First Love v. Feiner Stern die Statistik an. Drei Stuten werden ihre Fohlen in Kanada zur Welt bringen, zwei in den Vereinigten Staaten. Die Versteigerung der jungen Reitpferde verlief vor rund 1500 Besuchern in der Niedersachsenhalle ganz nach dem Gusto von Auktionsleiter Rainer Kiel. Man habe diesmal auf den diversen Auswahlterminen im Zuchtgebiet strenger als sonst selektiert, erklärte Kiel. Auch auf den Zwischenauktionen würden mittlerweile ziemlich hohe Qualitätsansprüche gestellt. Dem habe die Ausbildungs- und Absatzzentrale (AAZ) beispielsweise auch Rechnung getragen, indem sie dem tierärztlichen Check-up, besonders dem "röntgenologischen TÜV" (Kiel), mehr Bedeutung beimesse. Den "erheblich verbesserten" Jahresumsatz führt der seit 1984 amtierende AAZ-Chef einerseits darauf zurück, dass in den Pferdehandel allgemein wieder Schwung gekommen ist. Andererseits dürften auch Leistung und Service des Verbandes beziehungsweise der AAZ zu den erfreulichen Ergebnissen beigetragen haben: "Die Kunden fühlen sich Verden gut aufgehoben und bedient, und das spricht sich immer mehr herum". Positiver Mundpropaganda misst Kiel beinahe mehr Bedeutung und Wirksamkeit bei als aufwendigen Werbekampa-gnen. Im spannenden Bieterduell um Daisy Dee v. Dream of Glory (Züchter: Erwin Zimmermann, Ehra-Lessien, Aussteller: Dr. Karl-Otto Jacobs, Hohenhameln) siegte schließlich die in Großbritannien lebende gebürtige Kanadierin Jill Heywood. Auf der Strecke blieb die Familie French, die in Neuß ein florierendes Floristikunternehmen betreibt. Dass die Frenchschen Hannoveraner-Freunde wieder eifrig mitgeboten haben, ist für Rainer Kiel auch ein Beweis dafür, dass der Verband mit seiner "Pauschalversicherung für alle Auktionspferde" richtig liegt. Sie ist bis zwei Monate nach dem Zuschlag gültig und gewährt dem Käufer eine Rückerstattung von 80 Prozent des Kaufpreises (einschließlich Mehrwertsteuer und Kommissionsgebühren) für den Fall, dass das Pferd eingeht. Auf der Verdener Frühjahrsauktion hatten die rheinländischen Blumenhändler für 82.000 Mark das Dressurtalent Weltzauber v. Weltruhm erworben. Zwei Wochen später starb das Pferd an den Folgen einer Infektion. Zufrieden mit dem Pferde-Umschlagsort Verden ist auch der gebürtige Holländer Adam van Weperen, der in Regensburg Fleischimport- und Export betreibt. 23.000 Mark investierte er in den Rappwallach Asti Cinzano v. Antibes. "Es gab zwei Möglichkeiten für mich: Pferd kaufen oder Freundin anschaffen. Pferd erschien mir billiger."
14.11.99 Berlin - Geoff Billington hat die Durststrecke der britischen Springreiter beim internationalen Hallenturnier in Berlin beendet. Als erster Brite seit Malcolm Pyrah 1984 gewann der 44- Jährige im Velodrom den Großen Preis. Im Stechen der mit 60000 Euro dotierten Prüfung setzte er sich auf It's Otto mit nur einer Hundertstel-Sekunde Vorsprung gegen den Schweizer Urs Fäh mit Pershing durch. Beide Reiter blieben fehlerfrei, doch am Ende stoppte die Uhr bei Billington bei 35,54, bei Fäh bei 35,55 Sekunden. Der Brite kassierte 19 000 Euro, Fäh immerhin noch 12 000 Euro. Chancen auf den Sieg hatten vor 7000 Zuschauern auch die beiden einzigen Deutschen im entscheidenden Umlauf. Sören von Rönne (Neuendeich) hatte auf Charisma mit 33,23 Sekunden die beste Zeit aller acht Reiter im Stechen, doch ein Abwurf machte alle Hoffnungen zunichte. Am Ende blieb Platz drei vor Holger Wulschner (Passin). Der Mecklenburger war auf Capriol mit 33,34 Sekunden ebenfalls schneller als der Sieger, doch auch er hatte einen Springfehler.
Schon nach dem vierten Weltcup-Springen ist der neue Modus in der Diskussion. Seit Saisonbeginn müssen die Reiter bei jedem Turnier eine Qualifikationsprüfung absolvieren. Die besten 18 dürfen einen Tag später am Weltcup-Springen teilnehmen. «Für das Fernsehen ist das gut, weil die Entscheidung innerhalb einer Stunde fällt. Doch das Publikum will mehr Reiter sehen», meinte Helena Weinberg. Zudem sei die Belastung für die Pferde sehr groß, weil sie schon am ersten Tag gefordert sind. Immerhin wurden in Berlin die Preisgeldforderungen der Reiter erfüllt: 25000 Euro für die Qualifikation, 50000 für das Weltcup-Springen und 60000 für den Großen Preis. Dies lockte die Weltelite geschlossen ins Velodrom, die die drei ersten Weltcup- Springen in Oslo, Helsinki und Millstreet wegen geringer Dotierung boykottiert hatten. Das Finale findet im April in Las Vegas statt.
In der Dressur lieferte Coby van Baalen eine kleine Überraschung. Die Niederländerin düpierte die deutsche Elite. Auf ihrem zwölfjährigen Hengst Ferro entschied die 42-Jährige die Kür mit Musik für sich und kassierte neben 6000 Mark noch einen Pferdeanhänger im Wert von 12000 Mark. Für ihre Vorstellung nach Melodien der Beatles erhielt die EM-Mannschaftszweite 79,21 Prozentpunkte. «Jetzt will ich mich auch für das Finale im März in meiner Heimat s'Hertogenbosch qualifizieren», sagte Coby van Baalen. Die deutschen Team-Europameisterinnen hatten das Nachsehen. Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) erhielt mit ihrem Paradepferd Rusty 79,00 Punkte und erreichte Platz zwei. Die dreimalige Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) kam mit Antony nur auf 77,84 Punkte und wurde Dritte. Die deutsche Meisterin Nadine Capellmann (Aachen) enttäuschte mit ihrem EM-Pferd Gracioso (72,86) und wurde Siebte. Noch am Samstag hatte das deutsche Damen-Trio die Konkurrenz dominiert. Im Kurz-Grand-Prix siegte Werth vor Salzgeber, Capellmann und Van Baalen.
14.11.99 Berlin - Helena Weinberg hat beim internationalen Hallenreitturnier (CHI) im Berliner Velodrom eine Premiere gefeiert. Die Aachenerin gewann erstmals ein Weltcup-Springen. Mit ihrem schwierig zu reitenden neun Jahre alten Oldenburger Wallach Little Gun war die gebürtige Britin im Stechen der mit 50000 Euro dotierten Prüfung von der männlichen Konkurrenz nicht zu schlagen. Als erste von sechs Teilnehmern am entscheidenden Umlauf legte die 35-Jährige einen fehlerfreien Ritt in 37,40 Sekunden vor. Lediglich der Italiener Jerry Smit schaffte mit Lux Z noch einen fehlerfreien Ritt, doch war er in 43,70 Sekunden wesentlich langsamer als die Siegerin. Auch der für Österreich startende Hugo Simon, der fast ein Jahr lang kürzer trat und seinem Spitzenpferd E.T. eine Pause gönnte, hatte keine Chance mehr nach einem Abwurf und musste sich mit vier Fehlerpunkten und 37,50 Sekunden mit Rang drei zufrieden geben. Zweitbester Deutscher war Carsten-Otto Nagel (Wedel) mit L'Eperon (4/38,26) als Vierter vor Rene Tebbel (Emsbüren) mit Le Patron (4/40,59). Nach vier von 15 Weltcup-Springen in der Westeuropa-Liga hat Weinberg gute Chancen, am Finale in Las Vegas Ende April teilzunehmen. Der deutsche Meister Nagel hat ebenfalls gute Aussichten. Er übernahm die Führung in der Westeuropa-Liga. Insgesamt hatten am Freitag im Qualifikationsspringen 18 Reiter die Weltcup-Prüfung erreicht, darunter neun Deutsche. Helena Weinberg war als 18. noch in das Starterfeld für Samstag gerutscht. Der Weltcup-Sieg war der zweite Erfolg innerhalb von 24 Stunden. Am Freitagabend hatte sie schon das Championat von Berlin gewonnen.
Die dreimalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth aus Rheinberg hatte am Vormittag den mit 6000 Euro dotierten Kurz-Grand-Prix gewonnen. Für ihren Ritt auf ihrem 13 Jahre alten Hannoveraner Wallach Antony erhielt die 30-jährige Team-Europameisterin trotz einiger Fehler 1487 Punkte. Sie war nach der EM im Juli in Arnheim wegen ihres Jura-Examens kürzer getreten. Nur zwei Punkte weniger als Isabell Werth bekam die EM-Zweite Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) mit mit ihrem Spitzenpferd Rusty. Dritte wurde die deutsche Meisterin Nadine Capellmann (Aachen) mit Gracioso (1478). Werths Sieg war glücklich, denn keiner der fünf Wertungsrichter hatte sie auf Platz eins gesetzt. Entscheidend war, dass der Brite Barry Marshall sie um 21 Punkte höher bewertete als Ulla Salzgeber.
11.11.99 Berlin - Bevor es am Samstag in Berlin um Weltcuppunkte geht, werden im Vorfeld einige reizvolle Wettbewerbe ausgetragen, die für Ross und Reiter insbesondere für die Zukunft wichtig sein können. Selbst Spitzenreiter lassen solche Prüfungen nicht aus. Beim Preis von Brandenburg musste erst ein Stechen um den Sieg ausgetragen werden. Es setzte sich Mannschafts-Europameister Marcus Ehning durch. Im Stechen der mit 7500 Mark dotierten Prüfung blieb 25- Jährige aus Borken im Berliner Velodrom mit der achtjährigen Stute Anka fehlerfrei und war in 30,84 Sekunden der Schnellste. Vor 4 500 Zuschauern verwies er Thomas Schepers (Frönenberg) mit Power (0 Fehlerpunkte/32,58 Sekunden) klar auf Platz zwei. «Das war ein Auftakt nach Maß für mich. Besser hätte es mit einem so jungen Pferd nicht laufen können», sagte Ehning. Das gute deutsche Ergebnis vervollständigte Nationenpreisreiter Holger Hetzel (Goch) auf Waitaki (0/34,48) als Dritter. Bester ausländischer Reiter war der Schweizer Urs Fäh mit Pershing (0/34,50) auf Rang vier. Insgesamt hatten sich 13 von 51 Reitern für den entscheidenden Umlauf qualifiziert. Zum Auftakt des mit insgesamt 350000 Euro dotierten Weltcup- Turniers war Heinrich Hermann Engemann erfolgreich. Der Reiter aus Bissendorf setzte sich in dem mit 2000 Euro Preisgeld ausgestatteten Eröffnungsspringen auf Candela durch. Mit der achtjährigen Stute zeigte Engemann in 46,52 Sekunden den schnellsten fehlerfreien Ritt. Zweiter wurde der Österreicher Anton Martin Bauer mit Romana (0/50,99) vor Toni Hassmann (Lienen) mit Cabrio (0/52,23) und der französischen Europameisterin Alexandra Ledermann mit Derby of Clemence (0/52,63). Die Prüfung waren nur Nachwuchspferde zugelassen. Höhepunkte des Turniers sind das Weltcup-Springen und am Sonntag der Große Preis von Deutschland. Am Freitag findet die Qualifikation zum Weltcup-Springen statt. Gemeldet haben unter anderen Weltmeister Rodrigo Pessoa (Brasilien), die deutschen Mannschafts-Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck), Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), Carsten-Otto Nagel (Wedel) und Ehning sowie der dreimalige Weltcup-Sieger Hugo Simon (Österreich).
10.11.99 Stuttgart - Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth aus Rheinberg wird beim Stuttgarter German Masters der Spring- und Dressurreiter erstmals seit dem 19. Juni wieder ihr Paradepferd Gigolo einsetzen. Die 30-Jährige stellt vom 17. bis 21. November in der Schleyer-Halle bereits die Weichen auf Sydney 2000 und damit ihre dritte Olympia-Teilnahme. Beim CHIO-Turnier in Aachen verletzte sich der 16-jährige Wallach und musste längere Zeit pausieren. Jetzt soll das Top-Pferd wieder Hochform zeigen. Das Siegen wird der Dressurkönigin allerdings nicht leicht gemacht, da viele Reiter der absoluten Weltspitze am Start sind. Angeführt wird die starke Konkurrenz von Werths größter Rivalin Anky van Grunsven.
10.11.99 GROSSBRITANNIEN :Journalist von Tierschützern entführt und gebrandmarkt Aus Rache für einen kritischen Bericht wurde der 43-jährige britische TV-Reporter Graham Hall offenbar von militanten Tierschützern entführt. Ein Bericht des preisgekrönten Journalisten hatte zu 70 Verurteilungen militanter „Tierfreunde“ geführt. Mitglieder der „Tier-Befreiungs-Front“ (animal liberation front) ALF brannten dem Mann diese Initialen mit einem glühenden Eisen in den Rücken und ließen ihn dann frei. Zwar drohten sie ihm mit dem Tod, falls er zur Polizei ginge, doch Hall, selbst überzeugter Tierschützer, erstattete Anzeige. Er habe die Besessenheit der ALF unterschätzt, so Hall.
10.11.99 KANADA:Ritterlicher Heiratsantrag Einen außergewöhnlichen Heiratsantrag machte Stefan Danis seiner Freundin Leslie Strong in der kanadischen Stadt Toronto: Zu Pferd und in einer Ritterrüstung überraschte er nicht nur seine Freundin, sondern auch die Passanten im noblen Bezirk Yorkville. Die zu Tränen gerührte „Angebetete“ nahm den Antrag an.
Millstreet - Mit einem Doppelerfolg für die deutschen Springreiter endete die Weltcup-Prüfung beim Turnier in der irischen Stadt Millstreet. Der 28-jährige Lutz Gripshöver aus Werne setzte sich im Stechen auf Warren durch. Er zeigte in 28,07 Sekunden den schnellsten fehlerfreien Ritt und verwies Ralf Schneider (Hörstel) mit Chopin (0 Fehlerpunkte/30,04 Sekunden) auf Platz zwei. Das gute deutsche Gesamtergebnis vervollständigte Holger Hetzel (Goch), der auf Waitaki (0/30,78) hinter dem Iren Peter Charles mit Amber du Montois (0/30,60) Rang vier belegte. Nur diese vier Reiter hatten auch den entscheidenden Umlauf erreicht. Durch seinen zweiten Platz übernahm Schneider die Führung in der Weltcup-Westeuropaliga von Mannschafts-Europameister Carsten-Otto Nagel (Wedel), der in Millstreet nicht am Start war. Das nächste Weltcupspringen der Westeuropa-Liga findet am kommenden Samstag in Berlin statt.
Wien 09.11.99 Nur knapp verpasste Österreichs Parade-Springreiter Hugo Simon mit seinem "ausserirdischen" E.T. den Sieg im Audi-GP beim "Fest der Pferde" in der Wiener Stadthalle. Der 57-Jährige, der diesen mit 650.000 Schilling dotierten Bewerb bereits 1997 und 1998 gewinnen konnte, musste sich nur dem Holländer Bril Rölof im Stechen um 83 Hundertstel geschlagen geben. Im Vorfeld des Grand Prix ließ Simon übrigens seinem Ärger über den Steirer Anton-Martin Bauer, der das Stadthallenturnier boykottiert hat, freien Lauf. "Unverschämt und unsportlich", sagt Simon, "so etwas hat es bei mir nie gegeben. Ob es die Stadthalle oder Linz war: Ich habe immer das beste Pferd gesattelt und war am Start." Bauer verzichtete auf Wien aus einem einfachen Grund: "Im Vorjahr wurde mir versprochen, dass mein Freund und Pferdebereiter Markus Renzel starten darf. Heuer wollte Peter Nidetzky nichts mehr davon wissen und begründete es damit, dass er nur sechs Deutsche am Start haben will. Jetzt sind es aber doch sieben." Also buchte Bauer ein Ticket für den Weltcup in Millstreet und landete dort prompt mit "Remus Innovation" auf Platz zwei im Grand Prix. Belohnung: 150 Weltranglisten-Punkte und 150.000 Schilling Preisgeld. Bauer: "Wäre ich alleine in Wien gestartet, hätte ich gegenüber meinem Freund mein Gesicht verloren. Ich will nur meine Linie bewahren und wenn jemandem etwas nicht passt, soll er es mir ins Gesicht sagen." "Fest der Pferde", Audi-GP (650.000 Schilling): 1. Rölof (NED) Kor 0/34,80, 2. Simon (AUT) E.T. 0/35,63, 3. Herröder (GER) MPS Evita 0/38,54; Punktespringen mit Joker (140.000 Schilling): 1. Guerdat (SUI) Mecano 44/40,76
Capitol I, einer der bedeutendsten Leistungsvererber der Holsteiner Springpferdezucht, lebt nicht mehr. Der 24-jährige Schimmel von Capitano - Maximus aus der Zucht von Harm Thormählen (Kollmar) musste auf seinem Altersruhesitz bei Jochen Ahsbahs (Bokel) wegen der unheilbaren Krankheit Blasenkrebs eingeschläfert werden. Capitol I, der aus einem der besten Stutenstämme Holsteins stammt, wurde 1977 in Neumünster gekört und fand seinen Zuchteinsatz über viele Jahre in Ostholstein, später wirke er in Dithmarschen. Viele seiner Kinder sorgten im großen Sport wie auch in der Zucht für Furore. Genannt seien hier unter anderem Calato, Campesino, Carolus I und II, Carthago, Cassini und Cento, die alle ihre Eigenleistung im Sport bewiesen. Insgesamt gewannen Capitol I -Nachkommen bislang knapp drei Millionen Mark.
Monterrey - Der belgische Springreiter Eric Wauters hat sich während des CSI im mexikanischen Monterrey im Alter von 48 Jahren das Leben genommen. Wauters nahm an drei Olympischen Spielen teil und war mit der Equipe 1976 in Montreal Dritter geworden. Seit Jahren organisierte er in Mechelen den CSIO von Belgien, er war Generalsekretär des Internationalen Springreiter-Clubs und Gründer der Springreiter-Veranstaltung in Monaco. In Putten-Peulis bei Mechelen unterhielt Wauters einen Reitstall. Er hinterlässt drei Töchter. Gründe für seinen Tod sind bisher nicht bekannt.
Hamburg - Paul Schockemöhle wird im kommenden Jahr Mitveranstalter des Deutschen Spring- und Dressur-Derbys in Hamburg. Der dreimalige Europameister und Mannschafts-Olympiazweite von Montreal 1976 soll bei der 71. Auflage der Traditionsveranstaltung vom 1. bis 4. Juni 2000 auf dem Hamburger Derby-Gelände in Klein Flottbek die neu geschaffene Funktion des Sportlichen Leiters übernehmen. Die veranstaltende Agentur En Garde, bei der Schockemöhle Teilhaber ist, bekam die Rechte vom Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein (NRV) ab 1. Januar 2000 für fünf Jahre übertragen. "Ich habe immer noch sehr gute Beziehungen zur Internationalen Reiterszene, so dass man davon ausgehen kann, dass wir ein hochklassiges Feld an den Start bekommen werden", sagte der 54-Jährige am Dienstag in Hamburg. Als Reiter setzte Schockemöhle Maßstäbe. Zwischen 1981 und 1985 gelang ihm ein bislang einzigartiger Rekord, als er dreimal hintereinander Europameister wurde. Sein Pferd Deister gelangte dabei zu eigener Berühmtheit. WM-Silber gewann Schockemöhle mit der Mannschaft 1982 in Dublin, Team-Silber gab es bei den Olympischen Spielen 1976. Das Preisgeld für das Derby im kommenden Jahr wurde von den neuen Veranstaltern auf 300.000 Mark aufgestockt. Probleme gibt es zur Zeit noch mit dem Dressur-Derby, das nach einjähriger Pause künftig wieder parallel zum Springen stattfinden soll. Allerdings wird noch ein Veranstaltungs-Gelände gesucht.
23.10.99 Leverkusen - Nadine Capellmann (Aachen) siegte bei der Dressurgala in Leverkusen auf ihrem 14-jährigen Fuchswallach Gracioso vor Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) mit Wall Street. Mit dem dritten Rang zeigte Heike Kemmer (Walle) auf Albano ebenso wie Michael Klimke (Münster) als Vierter auf White Foot, dass sie Ansprüche erheben, wieder ganz vorne dabei zu sein. Den St.-Georg-Preis und die Intermediaire I gewann Nadine Capellmann, die damit alle bisherigen drei schweren Prüfungen des Leverkusener Turniers zu ihren Gunsten entschied. Sie hatte den achtjährigen Wallach Cockney gesattelt. Dabei zeigte Ulla Salzgeber auf Monty, die zwei Mal den dritten Rang belegte, dass sie über noch mehr vielversprechenden Nachwuchs verfügt.
19.09.99 Donaueschingen - Carsten-Otto Nagel war der große Sieger beim CHI-Reitturnier in Donaueschingen. Der Mannschafts-Europameister und deutsche Meister gewann im Schlosspark vor 15000 Zuschauern den mit 150000 Mark dotierten 34. Prinz Kari zu Fürstenberg-Preis. Auf dem elfjährigen Holsteiner Wallach L'Eperon blieb der 37-jährige in der Siegerrunde ohne Abwurf in 46,33 Sekunden und wurde damit vierter deutscher Sieger seit 1982. Nagel kassierte dafür 40000 Mark Preisgeld. Zweiter wurde Mannschafts-Weltmeister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf dem achtjährigen Hengst Goldfever in 47,05 Sekunden vor seinem Schüler Ralf Schneider (Riesenbeck) auf Chopin in 47,55 Sekunden. Bester Ausländer war der Brite Michael Whitaker auf Prince of Wales mit vier Fehlerpunkten in 46,64 Sekunden als Sechster. Weltmeister Rodrigo Pessoa kam nach einem Abwurf auf Lianos nicht in den zweiten Umlauf des Fürstenberg-Preises. Markus Beerbaum, Mitglied der deutschen Equipe beim Nationenpreisfinale in einer Woche in Gijon, belegte auf Lady Weingard mit acht Fehlerpunkten nur Rang 26.
19.09.99 Luhmühlen/Lüneburg - Deutschlands erfolgreichster und international angesehenster Parcours-Gestalter im Vielseitigkeitsreiten, Wolfgang Feld (Warendorf), hat im Groll Abschied vom deutschen Military-Mekka Luhmühlen genommen. Der 64-jährige Westfale, der 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona den Vielseitigkeits-Parcours gestaltet hatte und 24-mal in Luhmühlen verantwortlich für die Geländestrecke war, erklärte nach der 24. Europameisterschaft verbittert seinen Abschied vom deutschen Vielseitigkeits-Zentrum. Dem Routinier missfiel vor allem, dass PR-Interessen der Veranstalter sowie der Einfluss des Fernsehens zu groß geworden waren. Bei der EM war die Querfeldeinstrecke gleich dreimal, so Feld, entgegen seinen Vorstellungen umgestaltet worden. Feld: «Mir reicht es. Ich werde nie wieder in Luhmühlen aufbauen.» Bundestrainer Martin Plewa bedauerte Felds Entscheidung: «Wolfgang Feld hat der deutschen Vielseitigkeitsreiterei und Luhmühlen mit seinen Ideen sehr viel gegeben. Dieser Mann wird uns sehr fehlen.»
19.09.1999 Luhmühlen/Lüneburg - Grossbritanniens Military-Reiter wurden im niedersächsischen Luhmühlen zum 16. Mal in der 46- jährigen EM-Geschichte Mannschafts-Europameister. Im Schatten der übermächtigen Briten aber wuchs die deutsche Equipe mit der 23- jährigen Debütantin Nele Hagener (Luhmühlen), Herbert Blöcker (Elmshorn) und Bodo Battenberg (Zolling) über sich hinaus, gewann erstmals seit 1987 mit Silber wieder eine Mannschafts-Medaille bei Europameisterschaften und qualifizierte sich damit gleichzeitig für Olympia 2000 in Sydney. Bronze ging an Belgien. Im Einzelklassement trat Pippa Funnell (Grossbritannien) die Nachfolge von Bettina Overesch an; Silber und Bronze gewannen Linda Algotsson (Schweden) und die 35-jährige schwedische Berufspilotin Paula Törnqvist. Bester Deutscher war Bodo Battenberg (Zolling) als Elfter.
19.09.99 Donaueschingen - Seinen vierten Sieg feierte Michael Whitaker am Sonntag beim CHI-Reitturnier in Donaueschingen auf der achtjährigen Holsteiner Stute Fleur. Den Sieg musste der Brite aber mit dem Belgier Francois Mathy jun. auf Viktor teilen. Beide kamen im «Finale Kleine Tour» im Stechen zeitgleich in 32,83 Sekunden fehlerfrei ins Ziel. Dritter wurde Peter Geerink (Niederlande) auf Damiro in 34,10 Sekunden. Bester Deutscher war Mannschafts- Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf dem 17-jährigen Priamos in 34,21 Sekunden vor Lars Nieberg (Homberg/Ohm) auf Gorgias in 34,50 Sekunden. Mario Walter (Mosbach) gewann auf Parinardo das Finalspringen der KLasse S im «Preis der Zukunft» im Stechen mit acht Fehlerpunkten in 42,90 Sekunden vor dem mehrfachen Europameister der Nachwuchsreiter Sönke Kohrock (Wildeck) auf Lucky Luke (8/44,82) und Bernhard Karle (Dettingen) auf Afra (8/44,98). Die Gesamtwertung ging aber an Mannschafts-Europameister Marcus Ehning (Borken) auf Anka mit 83,5 Punkten. Zweiter wurde Kohrock (79,50) vor Björn Nagel (Friedrichskoog) auf Campione (79,50).
Ihren ersten Sieg in Donaueschingen stellte Weltmeisterin Isabell Werth (Rheinberg) sicher. Nach Rang zwei im Grand Prix gewann die 30- jährige angehende Juristin die Grand Prix Kür auf dem 13-jährigen Anthony mit 75,71 Punkten ganz knapp vor Mannschafts-Europameisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) auf dem neunjährigen Wallach Wall Street mit 75,19 Punkten. Dritte wurde die Finnin Kyra Kyrklund auf Palladium mit 74,33 Punkten.
19.09.99 Donaueschingen - Die deutschen Reiter holten beim internationalen CHI-Reitturnier in Donaueschingen die wichtigen Siege. Der Holsteiner Heinz Soltau aus dem Schwarzwald-Gestüt Dobel gewann das «Fürstenberg-Springen» der Klasse S. Mit dem Erfolg in der zweiten Qualifikation für den mit 150000 Mark dotierten «Großen Preis» am Sonntag konnte Soltau seinen bisher größten Erfolg verbuchen. Auf dem zehnjährigen Westfalen-Wallach Flic Flac blieb der 35-Jährige im Stechen in 39,86 Sekunden ohne Abwurf und kassierte dafür 7000 Mark Sieggeld. Dahinter folgten die beiden Kandidaten für die deutsche Equipe beim Nationenpreis-Finale am kommenden Wochenende im spanischen Gijon. Der 24-jährige Christian Ahlmann (Marl) wurde in 40,68 Sekunden auf Charleston Zweiter vor dem 27-jährigen Lutz Gripshöver (Werne) auf Warren in 42,23 Sekunden. Mannschafts-Weltmeister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) hatte zwar auf dem achtjährigen Hannoveraner- Hengst Goldfever als letzter Starter mit 39,79 Sekunden die schnellste Zeit, belegte aber nach einem Abwurf nur Rang sieben. Weltmeister Rodrigo Pessoa (Brasilien) kam mit vier Fehlerpunkten nicht in das Stechen.
Den Dressur-Grand Prix gewann erwartungsgemäß mit einer starken Leistung Mannschafts-Europameisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) auf dem Russen-Wallach Rusty mit ausgezeichneten 1887 Punkten vor der Weltmeisterschafts-Fünften Coby van Baalen (Niederlande) auf Ferro mit 1838 Punkten. Ihr gab der Schwede Eric Lette, Vorsitzender des Dressurausschusses der FEI, die im Dressursport einmalige Punktzahl von 402, was zu einiger Verwunderung führte und von Uwe Schulten-Baumer (Rheinberg), dem Trainer von Isabell Werth, als «unglaublich» bezeichnet wurde. Weltmeisterin Isabell Werth zeigte auf dem neunjährigen Oldenburger Wallach das Potenzial ihres Nachwuchspferdes, konnte aber einige Fehler nicht vermeiden und musste sich mit 1718 Punkten und Rang fünf begnügen.
13.09.99 Spruce Meadows/Calgary - Rene Tebbel hat auf seinem Hengst Radiator den Grand Prix beim Internationalen Reitturnier (CSIO) im kanadischen Spruce Meadows bei Calgary gewonnen. Der 30-Jährige aus dem niedersächsischen Emsbüren kassierte für seinen Erfolg im Hauptpreis 325000 Mark. Tebbel sorgte damit zugleich für den zweiten deutschen Sieg in dieser bereits seit 24 Jahren ausgetragenen Prüfung. 1990 hatte Otto Becker gewonnen. Tebbel gehörte auch zur deutschen Springreiter-Equipe, die zum zweiten Mal in Folge den Nationenpreis gewonnen hatte. Im Grand Prix behauptete sich der Niedersachse im Stechen mit 0 Fehlerpunkten nach 37,10 Sekunden denkbar knapp vor der ebenfalls Fehler freien Kanadierin Beth Underhill auf Altair (37,58). Der Brasilianer Rodrigo Pessoa war auf Gandini zwar schneller (36,55 Sekunden), musste aber vier Fehlerpunkte in Kauf nehmen.
12.09.99 Spruce Meadows/Calgary - Gemeinsam sind die deutschen Springreiter stark. Zwei Wochen nach dem Gewinn des Mannschafts- Titels bei den Europameisterschaften in Hickstead war die deutsche Equipe auch beim höchstdotierten Turnier der Welt in Spruce Meadows in der Nähe von Calgary nicht zu schlagen. Die Europameister Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) auf Stella (0/8 Fehlerpunkte), Marcus Ehning (Borken) mit For Pleasure (0/4) und Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf Neron de La Tourelle (0/0) sowie EM-Ersatzreiter Rene Tebbel (Emsbüren) auf Radiator (4/4) gewannen zum zweiten Mal nacheinander den «Preis der Nationen» beim Offiziellen Internationalen Turniers von Kanada. Mit insgesamt acht Fehlerpunkten verwies das Quartett die Niederlande (12), die Schweiz (12,5), Kanada (16,75), Irland (20) und Großbritannien (28) auf die Plätze zwei bis sechs. Herausragend war die Leistung des 36-jährigen Ludger Beerbaum mit dem belgischen Wallach Neron de La Tourelle, der in beiden Umläufen ohne Abwurf blieb. Er musste als letzter Reiter des Quartetts fehlerfrei bleiben, um den Sieg vor den Niederlanden zu holen. Er löste die Aufgabe souverän. Damit sicherte er seiner Mannschaft gut 120000 Mark: 65000 Mark gab es für den Erfolg in Spruce Meadows und 48000 Mark für den zweiten Rang in der Wertung der Nationenpreis- Serie vor dem Finale in zwei Wochen im spanischen Gijon. Während die Reiter unter dem Jubel der 53000 Zuschauer auf die Ehrenrunde gingen, meinte Equipechef Sönke Sönksen: «Dass es am Schluss so eng werden würde, habe ich nach der ersten Runde nicht mehr geglaubt. Aber Ludger hat uns ja dann zum Glück ein Stechen erspart.» Der gelobte Beerbaum sagte: «Etwas Druck habe ich vor der zweiten Runde schon gespürt. Doch jetzt bin ich glücklich über den ersten Nationenpreis von Neron de la Tourelle. Er ist schließlich erst neun Jahre alt.» Nach dem vierten deutschen Sieg in Calgary seit 1977 kündigten die Mitglieder der deutschen Equipe an, auch im mit einer Million Mark dotierten Großen Preis ihre erfolgreichen Pferde einzusetzen. Auch Ludger Beerbaum wird erneut den Wallach Neron de la Tourelle seinem EM-Pferd Champion du Lys vorziehen: «Eigentlich ist ja Champion du Lys derzeit mein Pferd für die ganz großen Aufgaben. Doch der Schimmelhengst ist wohl nicht in bester Form.» Die großen Verlierer waren am Samstag die Briten. Sie mussten kurz vor dem Start auf Geoff Billington verzichten und kamen mit drei Reitern nur auf Platz sechs. Damit erreichten sie nicht das Nationenpreis-Finale und werden - entsprechend den Gepflogenheiten - als schwächstes europäisches Team im kommenden Jahr keine der begehrten Einladungen nach Spruce Meadows erhalten.
06.06.99 London - Wenige Tage vor Beginn der Europameisterschaften im Heideort Luhmühlen (16. bis 19. September) geben die sonst eher schweigsamen und verschwiegenen Militaryreiter Laut. Der Grund: Von Juni bis August starben in Großbritannien als Mutterland der Sparte auf der Querfeldeinstrecke vier Reiter. In Savernake Forest wurde die 33 Jahre alte Pharma-Referentin Peta Beckett nach einem Sturz von ihrem Pferd erdrückt. Im Juli starb in Wildon Park nach einem Sturz der Australier Robert Slade (30) an den Folgen schwerer Kopfverletzungen, und vor drei Wochen verunglückte die WM-Siebte Polly Phillips (30) in Thirlestane Castle tödlich. Vorläufiger letzter Fall dieser Sturzserie: Bei den Burghley Horse Trials starb am vergangenen Sonnabend der 38-jährige Simon Long, als sich sein Pferd nach dem Überspringen einer Hecke überschlug und den Reiter unter sich begrub. Der Tod von vier erfahrenen Reitern alarmierte vor allem den Berufsverband der Zunft, die Professional Event Riders Association (PERA). Sie wirft der FEI große Mängel im neuen Bewertungsmodus vor, der Anfang des Jahres in Kraft trat. Danach wird die Dressur höher bewertet als früher, die Strafpunkte im Gelände sind anders gestaffelt. Eine Verweigerung und ein Sturz werden im Gegensatz zu früher doppelt so hoch geahndet. Das Schlimmste aber sei, so der zweimalige Olympiasieger Mark Todd (44) aus Neuseeland, dass jede Sekunde Überschreitung der für den Cross vorgegebenen Zeit mit einem volen Punkt bestraft wird: "Stimmt die Dressur nicht, wird man verleitet, im Gelände voll aufzudrehen, um am Ende noch im Geld zu sein. Der Preis, den das neue System bisher forderte, ist zu hoch. Vier Tote in drei Monaten - das darf doch nicht wahr sein." Sein Landsmann Blyth Tait, Olympiasieger von Atlanta und Weltmeister von Rom, kommentiert die neue Regelung so: "Die Gewichtung der Geschwindigkeit im Gelände ist unverhältnismäßig hoch angesiedelt worden." Der Australier Andrew Hoy (40), Lebensgefährte von Europameisterin Bettina Overesch (Rheine): "Jeder Reiter, der von diesem Job leben muss, wird unweigerlich zu schnellem und damit gefährlichem Reiten im Cross verleitet." Hoy reitet in Luhmühlen die Kurzprüfung. Auf die Vorwürfe will die FEI erst nach der Saison reagieren und dann möglicherweise über einen Sicherheits-Ausschuss diskutieren. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney soll jedoch nach dem neuen Modus geritten werden.
04.09.99 Moskau - Willi Melliger und Otto Becker waren die großen Sieger beim Weltcup-Turnier im Lushniki-Sportpark in Moskau, der international unbekannte 36-jährige Hesse Siegfried Herröder die große Überraschung. Der Schweizer Weltranglisten-Erste und viermalige Europameister Willi Melliger gewann zwar im Stechen souverän mit fehlerfreien 42,45 Sekunden mit seinem belgischen Hengst Nithard und wurde damit seiner Favoritenrolle beim Weltcupspringen gerecht, aber ein Außenseiter verblüffte alle: Siegfried Herröder (Groß-Gerau) wurde mit dem zwölfjährigen holländischen Wallach You can do it mit fehlerfreien 43,66 bester Deutscher. Der dreimalige Weltmeister Franke Sloothaak musste nach einer Verweigerung seiner Stute Landdame mit dem neunten Platz zufrieden sein. Umso mehr aber freute sich der dreimalige Deutsche Meister Otto Becker (Mühlen/Oldenburg) vom Stall Paul Schockemöhle, der wieder starke, junge Pferde hat. Er durfte sich über seinen zweiten Sieg in Moskau freuen. Der 40-jährige Routinier gewann das internationale S-Springen um den Preis der Bank von Moskau und hat damit bereits mehr als 30000 Mark gewonnen. Otto Becker, 1990 Mannschafts-Vizeweltmeister, hatte im Stechen der besten Sechs die besten Nerven, siegte mit seinem zehnjährigen bayerischen Wallach Acordo in fehlerfreien 37,07 Sekunden und war damit in dieser Prüfung 1,88 Sekunden schneller als Willi Melliger mit Nithard (38,95). Damit haben sich Becker und Melliger mit deutlichem Abstand an die Spitze der erfolgreichsten Reiter im Lushniki-Sportpark in Moskau gesetzt. Die große Überraschung dieser Prüfung war der Este Rein Pill mit Mitjutland als Dritter, der damit als einziger der osteuropäischen Reiter eine Rolle spielte. Der große Pechvogel dieser Prüfung war der Niedersachse Gilbert Böckmann, dem ein Zeitfehler von 0,50 Sekunden den Einzug ins Stechen kostete. So blieb ihm nur ein undankbarer siebter Platz.
01.09.1999 Luhmühlen/Lüneburg - «Wir dürfen bei der Military- Europameisterschaft vom 16. bis 19. September in Luhmühlen keinerlei Risiko eingehen. Die Olympia-Qualifikation für Sydney ist für uns wichtiger als jede Medaille.» Das bestätigte Bundestrainer Horst Karsten (Delmenhorst) bei einer Pressekonferenz der Internationalen Turniergesellschaft Luhmühlen im niedersächsischen Heidedorf. «Wir stehen unter großem Druck. In Luhmühlen werden nur noch drei Team-Plätze für Olympia vergeben, und wir gehören neben den starken Engländern, Niederländern und Schweizern sowie ein paar anderen Nationen zu den Ländern, die sich immer noch nicht qualifiziert haben. Deshalb werden wir auch ganz gewiss nicht die Schnellsten, sondern die Sichersten nominieren.» Da die EM in Luhmühlen die letzte Qualifikationschance der Deutschen für die Olympischen Spiele in Sydney im nächsten Jahr ist, fällt die Wahl der richtigen Vierer-Equipe schwerer als je zuvor in den vergangenen 40 Jahren. Als Gastgeber darf Deutschland zwar zwölf Aktive nominieren - doppelt so viele wie alle anderen Nationen - aber ausschlaggebend ist letztlich das Abschneiden der offiziellen Mannschaft, der nur vier Aktive angehören können. Die größten Chancen für die Equipe werden nach der letzten Sichtungsprüfung im Gestüt Sachsen bei Riesa den vier Routiniers Peter Thomsen (Großenwiehe/Flensburg), Elmar Lesch (Bavendorf/Lüneburg), dem deutschen Ex-Meister Bodo Battenberg (München) und dem 56-jährigen Oldtimer Herbert Blöcker (Elmshorn) eingeräumt, weil sie die meiste Erfahrung mitbringen. Aber auch die Deutsche Meisterin Ingrid Klimke (Münster) darf noch auf einen Platz im offiziellen Team hoffen.
24.08.99 Hickstead Hans Günter Winkler (Warendorf) gewann bei der ersten Springreiter-Europameisterschaft 1957 auf Sonnenglanz den ersten Titel, 40 Jahre später wurde Ludger Beerbaum (Riesenbeck) in Mannheim die blaue Schärpe umgelegt als überragender Gewinner auf der Stute Ratina Z. Bei der 25. EM von Donnerstag bis Sonntag im südenglischen Hickstead verteidigen Beerbaum und die deutsche Equipe beide Titel. Zu den Favoriten gehören die Deutschen nicht. Bundestrainer Herbert Meyer: "Wir reiten wahrscheinlich um eine Medaille mit, doch Favorit ist die Schweiz, die gleichmäßig stark bestückt ist." Ludger Beerbaum, der Ratina vom Sport verabschiedete und auf dem relativ unerfahrenen Schimmelhengst Champion du Lys startet, sagt jedoch: "Die Schweiz ist nicht stärker als wir. Vor den Schweizern brauchen wir uns nicht zu verstecken. Wenn es einigermaßen läuft, können wir durchaus wieder Gold gewinnen." Nominiert wurden neben Ludger Beerbaum dessen Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), der deutsche Meister Carsten-Otto Nagel (Wedel), Marcus Ehning (Borken) und Rene Tebbel (Emsbüren). Championatserfahrung besitzen lediglich der dreimalige Olympiasieger Ludger Beerbaum und Tebbel, Mannschafts-Vizeweltmeister von 1990 und Teilnehmer der medaillenlosen EM von 1993 im spanischen Gijon. Vier dürfen starten, einer kann nur in den Rahmenprüfungen reiten. Wer verzichten muss, "wird vor Ort entschieden, wenn wir wissen, wie beispielsweise die Bodenverhältnisse sind", so Herbert Meyer. Genannt werden muss spätestens am Mittwochabend, 24 Stunden vor Beginn der EM. Um Gold in der Einzelwertung steht kein Deutscher auf exponierter Position. Auch nicht Ludger Beerbaum. Am ehesten noch Marcus Ehning mit dem Hengst for Pleasure. Der frühere Nachwuchs-Europameister (25) reitet das ehemalige Paradepferd von Team-Olympiasieger Lars Nieberg mit feiner Hand und überaus erfolgreich. Sein Vater Richard: "Um Gottes willen, der Druck auf Marcus ist groß genug, man darf ihn nicht auch noch zu einem Favoriten hochjubeln." Gibts Regen, wird der Boden tief, kann der Ire Trevor Coyle mit dem Hengst Cruising durchaus als Champion das Stadion verlassen. Der Sieger im Großen Preis von Aachen: "Cruising braucht keinen bestimmten Boden, und er ist vor allem ein Pferd, das auch für den Reiter kämpft." Hickstead ist gleichzeitig letzte Qualifikation für die Olympischen Spiele in Sydney. 16 Mannschaften können in Australien teilnehmen, feststehen bereits Deutschland als Weltmeister, weiter aus Europa Holland, die Schweiz, Frankreich und Großbritannien, vier Plätze sind noch frei für Teams des alten Kontinents. Kein Wunder, dass insgesamt 21 Mannschaften bei der EM reiten.
20.08.1999 Münster - Die internationalen Dressurreiter und der deutsche Sport nahmen Abschied von Dr. Reiner Klimke, dem weltweit erfolgreichsten Dressurreiter. Mehr als 1000 Gäste erwiesen dem sechsfachen Olympiasieger, dessen Sarg auf dem Dressurviereck eines Turnierplatzes aufgebaut war, in Münster die letzte Ehre. Seine Reiterkollegen, mit denen er gemeinsam internationale Erfolge errungen hatte, hielten die Totenwache. Viele seiner früheren Konkurrenten waren gekommen, so auch die ehemalige Olympiasiegerin Christine Stückelberger, die trotz einer Fußverletzung aus der Schweiz eingeflogen war. «Wir haben 30 Jahre gemeinsam unseren Sport betrieben. Er war die größte Persönlichkeit unseres Sports und hatte immer einen Ratschlag für mich bereit», sagte Christine Stückelberger. Für die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) erklärte Dressur-Chef Eric Lette: «Die Dressur ist ärmer geworden.» Er hob hervor, dass Klimke unglaublich viel für den Sport getan habe. Auch Walther Tröger dankte für das deutsche Nationale Olympische Komitee dem Toten, weil er für die olympischen Ideen gelebt und sie verwirklicht habe. «Er hat weit in den Sport hineingewirkt und hat stets geholfen, wo er konnte», sagte Tröger. Ebenso würdigte Reiter-Präsident Dieter Graf Landsberg-Velen den «Einzelkämpfer Klimke», der immer für die Mannschaft eingetreten sei und sich in Sport, Politik und Gesellschaft engagiert habe. Um den Sarg auf dem Dressurviereck hatten junge westfälische Reiter aus 42 Vereinen mit ihren Standarten Aufstellung genommen. Reiter des nordrhein-westfälischen Landgestüts sorgten mit ihren Hengsten weiter für den Rahmen. Zahlreiche prominente Sportler und Funktionäre, wie Sportbund-Ehrenpräsident Hans Hansen, waren nach Münster gekommen. Von den Reitern hatten sich Ehemalige wie Hans Günter Winkler und Klaus Balkenhol sowie Aktive wie Nicole Uphoff und Isabell Werth zum letzten Gruß an Klimke eingefunden. (dpa)
18.08.99 Münster - Der deutsche Sport hat einen seiner herausragenden Vertreter verloren. Dr. Reiner Klimke starb in einer Klinik in seiner Heimatstadt Münster im Alter von 63 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Das teilte die Familie des erfolgreichsten Dressurreiters über die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) mit. Klimke hatte in seiner einmaligen Karriere an sechs Olympischen Spielen teilgenommen und sechs Gold- und zwei Bronzemedaillen mit nach Hause genommen. Eine Sammlung, die bis heute kein deutscher Sportler erreicht hat. Der Jurist aus Münster hatte am 6. August auf dem Weg zu einem Gerichtstermin in Bonn einen Herzinfarkt erlitten. Er war sofort in ein Krankenhaus in Haltern eingeliefert worden. In der vergangenen Woche war er von Haltern nach Münster gebracht worden. Sein Tod kam zu diesem Zeitpunkt überraschend. Er schien auf dem Wege der Besserung zu sein und hatte mit seiner Familie Pläne gemacht. Klimke ist der zweite bekannte Dressurreiter, der innerhalb von zwei Wochen starb. Am 4. August erlag die Olympiasiegerin Liselott Rheinberger, die unter dem Namen Linsenhoff bekannt wurde, im Alter von 72 Jahren einer schweren Krankheit. «Sein Verlust für das Reiten ist nicht zu beschreiben», sagte Bundestrainer Klaus Balkenhol. «Er war ein Vorbild, ein Horseman durch und durch, immer fair zu seinen Mitstreitern und zu den Pferden. Er war ein Mensch, der noch 20, 25 Jahre dem Reiten hätte etwas geben können.» Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walther Tröger, bezeichnete Klimkes Tod als «herben Verlust für das Reiten und den olympischen Sport»: «Ich habe ihn seit 1964 gekannt. Er war ein enger Freund und wird dem NOK sehr fehlen», meinte Tröger. Klimke prägte über vier Jahrzehnte das Dressurreiten. Doch konzentrierte er sich nicht allein auf das Reiten im Viereck. Das zeigten seine Erfolge in der Military mit einer deutschen Meisterschaft (1960) und einem EM-Mannschaftstitel (1959). An den Olympischen Spielen 1960 in Rom nahm Klimke als Militaryreiter teil und war als 18. bester Deutscher. Ein Sieg in einem schweren Springen in der Berliner Deutschlandhalle wies ihn zusätzlich als reiterlichen Alleskönner aus. Mit seinen Erfolgen sind auch die Namen außergewöhnlicher Pferde verbunden. Mit Dux, Mehmed oder Ahlerich sammelte er nicht nur bei Olympischen Spielen, sondern auch bei Welt- und Europameisterschaften Titel und Medaillen. Bekanntestes Pferd war der Westfalen-Wallach Ahlerich, auf dem Klimke 1984 in Los Angeles die Goldmedaillen im Einzel und mit der Mannschaft gewann und auch 1988 in Seoul noch einmal mit der Equipe siegte. Ahlerich starb 1992 mit 21 Jahren an einer Kolik. Vielseitig war Klimke aber nicht nur im Sattel. In Sportverbänden und in der Politik spielte der gebürtige Münsteraner, den seine Heimatstadt 1986 zum Ehrenbürger ernannte, gleichfalls eine wichtige Rolle. So wurde Klimke 1985 in das NOK gewählt, war 1992 bei den Olympischen Spielen Pressesprecher der deutschen Mannschaft und gehörte seit 1998 dem Dressurkomitee der Internationalen Reiterlichen Vereinigung an. Am 1. August dieses Jahres hatte er den Vorsitz der Gemeinschaft der ehemaligen Olympia-Teilnehmer übernommen. In den zahlreichen nationalen und internationalen Gremien machte er sich mit seiner konsequenten und oft unnachgiebigen Haltung nicht nur Freunde. So blieben zwei von ihm angestrebte Mandate versagt: Der Einzug ins Internationale Olympische Komitee (IOC) und eine erneute Kandidatur als CDU-Abgeordneter für den nordrhein-westfälischen Landtag, dem er von 1990 bis 1995 angehörte. Von einer Übernahme des Präsidentenamtes bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung als Nachfolger von Dieter Graf Landsberg-Velen wollte er selbst nichts wissen. Er verwies auf das eigene Alter und meinte: «Andere gehen mit 60 Jahren in Pension.» Von reiterlicher Pension hielt Klimke allerdings wenig. Immer wieder überraschte er mit jüngeren Pferden auf Turnieren. Von einem Rücktritt wollte er nichts wissen. «Wenn jetzt davon gesprochen wird, ich sei von meinem Rücktritt zurückgetreten, so kann ich nur sagen, das stimmt nicht», sagte er 1993, als er mit dem Hengst Biotop erneut ein vielversprechendes Dressur-Talent vorstellte. Sein Wunsch, mit Biotop noch einmal an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta teilzunehmen, erfüllte sich aber nicht. Doch selbst als der Hengst 1998 vom Sport in die Zucht wechselte, stellte der damals 62-jährige Klimke klar, dass dies nicht das Ende seiner Laufbahn sein müsse. Mit unbändigem Willen erarbeitete sich der Sohn eines Psychiaters und Neurologen seine Erfolge. Sein Ehrgeiz kannte kaum Grenzen. Noch Jahrzehnte später konnte er nicht verwinden, dass er 1956 nicht für die Olympia-Mannschaft nominiert worden war. Und dass er 1988 in Seoul das Streichergebnis der deutsche Equipe inmitten von drei jungen Reiterinnen geliefert hatte, schmerzte ihn. Doch bei allem Ehrgeiz gab Klimke sein Wissen gern weiter. Er setzte sich für die systematische Jugendförderung ein und bemühte sich nach der deutschen Vereinigung um junge Dressurreiter in den neuen Bundesländern. Zudem schrieb er zahlreiche Bücher über die Ausbildung von Pferden und wirkte als Autor an Büchern über die Olympischen Spielen mit. Sein Interesse am Reiten teilte seine gesamte Familie. Seine Frau Ruth sei ihm stets «Kritikerin und Hilfe zugleich» gewesen, sagte Klimke einmal. Auch sein ältester Sohn Rolf half dem Vater immer wieder. Tochter Ingrid zählt mittlerweile zu den besten deutschen Military- und Dressurreiterinnen. Am Sonntag hatte sie bei einem Turnier in Riesenbeck mit Reiner Klimkes Pferd Biotop zwei Dressurprüfungen gewonnen. Auch Klimkes jüngster Sohn Michael hat sich längst in der der Elite der Dressurreiter etabliert. (dpa)
17.08.1999 Münster - Die Reitwelt trauert um einen der erfolgreichsten Olympioniken des Jahrhunderts. Der sechsmalige Dressur-Olympiasieger verstarb heute morgen völlig unerwartet in der Uni-Klinik Münster im Alter von 63 Jahren. Der Jurist, Dr. Reiner Klimke, Deutschlands erfolgreichster Olympionike des Jahrhunderts befand sich nach einer schweren Herzattacke am 6. August bereits auf dem Wege der Besserung und hatte auch schon wieder Pläne mit seinem Erfolgspferd Biotop. Am 6. August war Dr. Klimke mit Herzbeschwerden in die Herforder Klinik eingeliefert worden. Seit Dienstag letzter Woche lag der sechsmalige Dressur-Olympiasiegerer in der Uni-Klinik Münster. Er hinterläßt seine Ehefrau Ruth und drei erwachsene Kinder.
15.08.99 Valkenswaard - Der italienische Springreiter Jerry Smit hat den Großen Preis beim CSI-Turnier in der niederländischen Stadt Valkenswaard gewonnen. Der 29-Jährige blieb mit Lux Z als einziger Starter in beiden Umläufen ohne Fehler und siegte in 84,54 Sekunden. Hinter dem Dänen Thomas Velin mit Carnute (1,25/89,20) erreichte der Doppel-Europameister und Weltranglisten- Dritte Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf dem Hengst Neron de la Tourelle Platz drei (4/80,81). Siebter wurde Team-Weltmeister Franke Sloothaak (Borgholzhausen) mit Landdame (4/84,52). Smit erhielt außer der Siegprämie von umgerechnet etwa 44000 Mark noch ein Extrageld von 25000 Dollar aus der Pulsar-Crown-Serie. Neben Valkenswaard zählen die Großen Preise von Monterrey in Mexiko und von Aachen zu dieser Serie. Sollte Smit am 24. Oktober in Monterrey oder im kommenden Jahr in Aachen erfolgreich sein, kann er noch einmal über 600000 Dollar kassieren, gewinnt er beide Springen ist er um 1,6 Millionen Dollar reicher. In Valkenswaard verpassten die US-Amerikanerin Ann Kursinski und der Ire Trevor Coyle die Möglichkeit, durch einen Sieg die höchsten Preisgelder im Pferdesport einzustreichen. Kursinski, die Siegerin von Monterrey 1998, qualifizierte sich mit Eros nicht für den zweiten Umlauf der besten 18. Coyle als Weltcup-Zweiter, im Juli Sieger von Aachen, gab im ersten Durchgang auf, nachdem sein Hengst Cruising zwei Abwürfe hatte. Coyle kann sich in Mexiko noch einmal um die Extraprämie von 600000 Dollar bemühen.
11.08.99 Warendorf - Der Springausschuss des Deutschen Olympiade- Komitees für Reiterei (DOKR) gab in Warendorf bekannt, dass Markus Beerbaum (Thedinghausen) nicht an den Europameisterschaften im Springreiten in Hickstead (24. bis 30. August) teilnehmen wird. Im Einvernehmen mit dem Springausschuss, Markus Beerbaum und Ingrid Bergmann (Vechta), der Besitzerin des Pferdes Lady Weingard, sei man zu dem Entschluss gekommen, dass eine Teilnahme in Hickstead aufgrund des langen verletzungsbedingten Ausfalls von Markus Beerbaum noch zu früh sei. Er hatte sich beim Maimarkt-Turnier in Mannheim Anfang Mai bei einem Sturz eine schwere Schulterverletzung zugezogen, und hatte erst vor wenigen Wochen mit dem Training wieder beginnen können.
Gleichzeitig benannte der Springausschuss die deutschen EM-Teilnehmer. Dannach werden in Hickstead starten: Titelverteidiger Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Champion Du Lys und Neron de la Tourelle, Marcus Ehning (Borken) mit For Pleasure, Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Sprehe Stella, Carsten-Otto Nagel (Wedel) mit L´Eperon und René Tebbel (Emsbüren) mit Radiator.
08.08.99 Gera - Marcus Ehning aus Borken in Westfalen hat in Gera den Großen Wernesgrüner-Preis gewonnen. In der mit 80000 Mark dotierten S-Springprüfung setzte sich der 25-jährige Europameisterschafts-Kandidat mit dem Hannoveraner Hengst For Pleasure im Stechen mit einer fehlerfreien Runde durch und konnte 20000 Mark für den Sieg kassieren. Als Zugabe erntete Ehning ein dickes Lob von Bundestrainer Herbert Meyer: «Bleiben Pferd und Reiter gesund, sind sie mit Sicherheit bei den Europameisterschaften in Hickstead dabei.» Dagegen hielt sich Meyer bei den restlichen EM- Startern noch bedeckt. Erst am Freitag will er die Equipe nominieren. Zweite unter den vier Paaren, die das Stechen erreicht hatten, wurde der bereits 52 Jahre alte Karsten Huck aus Borstel in Schleswig-Holstein mit Montanus Faro vor den beiden schwedischen EM- Startern Peter Eriksson mit Flying Electro und Helena Lundbäck mit Mynta, die sich in der Entscheidung jeweils zwei Springfehler einhandelten. Beim Großen Preis waren neben Marcus Ehning der deutsche Meister Carsten-Otto Nagel (Wedel) mit L'Eperon und Markus Beerbaum (Thedinghausen) mit Lady Weingard auf den Plätzen sieben und acht am besten platziert. Nagel machte einen Fehler am Wassergraben, Beerbaum leistete sich einen Springfehler und 0,25 Punkte für eine Zeitüberschreitung. Vor den EM-Kandidaten landeten die Routiniers Heinrich-Wilhelm Johannsmann (Steinhagen) mit Gralshüter als Fünfter und Klaus Reinacher (Rosendahl) mit Leo K auf dem sechsten Platz.
05.08.99 Kronberg/Warendorf - Die zweimalige Dressur-Olympiasiegerin Liselott Rheinberger ist tot. Wie die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) mitteilte, starb sie kurz vor ihrem 72. Geburtstag nach langer Krankheit in ihrem Haus in der Nähe von Nizza. Liselott Rheinberger wurde bekannt unter dem Namen ihres ersten Ehemanns Linsenhoff. Mit dem Hengst Piaff gewann sie als erste Frau bei den Olympischen Spielen 1972 die Goldmedaille im Dressurreiten. Schon vier Jahre zuvor war sie in Mexiko mit dem Team Olympiasiegerin geworden. Außer in München und Mexiko nahm Liselott Rheinberger auch 1956 an den olympischen Reiterspielen in Stockholm teil. Insgesamt holte sie neben den zwei Gold- auch zwei Silber- und eine Bronzemedaille. Ferner wurde sie einmal Weltmeisterin und fünfmal Europameisterin. 1975 verabschiedete sich die gebürtige Frankfurterin vom Turniersport. Sie blieb ihrer Disziplin aber als Förderin und Funktionärin erhalten. So stellte sie ihre Anlage in Kronberg im Taunus den deutschen Dressurreitern für deren Vorbereitung auf Championate zur Verfügung. Mehrmals war sie Equipe-Chefin der deutschen Teams beim CHIO in Aachen. Liselott Rheinberger gehörte dem Dressurausschuss des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) an und war zuletzt dessen Ehrenmitglied. Die FN zeichnete sie für ihre Verdienste mit dem Reiterkreuz in Gold mit Brillanten aus. Liselott Rheinberger war Mutter von zwei Töchtern. Eine von ihnen, Ann-Kathrin Kroth, reitet ebenfalls erfolgreich in der Dressur.
01.08.99 Hachenburg/Westerwald - Mit dem hauchdünnen Vorsprung von einer hundertstel Sekunde entschied Ludger Beerbaum den «Großen Toto-Lotto-Preis von Rheinland-Pfalz» beim Internationalen Reitturnier in Hachenburg (Westerwald) für sich. Auf Neron de la Turelles siegte der Doppel-Europameister aus Riesenbeck im Stechen nach 35,75 Sekunden vor Toni Haßmann (Lienen), der bei seinem Null-Fehler-Ritt auf Cabrio 35,76 Sekunden benötigte. Beerbaum kassierte für seinen Sieg 25000 Mark, Haßmann immerhin noch 20000 Mark. Zuvor hatte Ludger Beerbaum auf Priamos auch die internationale Springprüfung der Klasse S um den «Preis der Westerwald-Brauerei» gewonnen. Dritter im «Großen Preis» wurde Markus Beerbaum (Thedinghausen) auf Lady Weingard (36,64), der sich nach langer Verletzungspause zurückmeldete und sich wieder Hoffnungen auf die Teilnahme an der Europameisterschaft in Hickstead machen kann. Der britische Mitfavorit John Whitaker belegte mit Virtual Village Steps Helsinki nach einem Fehler im Stechen nur den neunten Rang. Die Deutsche Meisterin Meridith Michaels Beerbaum wurde Opfer der Kapriziösität ihres Hengstes Sprehe Just do it, den sie disziplinierte, ehe sie den Parcours vor dem Ziel verließ.
30.07.99 Ascona - Das Springen mit Stechen beim internationalen Reitturnier (CSI) in Ascona endete mit dem Sieg von Franke Sloothaak. Der Mannschafts-Weltmeister aus Borgholzhausen setzte sich mit dem Holsteiner Hengst Lord nach einem fehlerlosen Ritt in 40,00 Sekunden gegen den Weltranglisten-Ersten Willi Melliger (Schweiz) mit Calvaro (0/41,26) durch. Susanne Behring (Steinhagen) landete mit Activ (0,25/71,86) auf dem fünften Platz. Erfolgreichster Reiter am ersten Tag war Brasiliens Rodrigo Pessoa. Der Weltmeister und Weltcupsieger gewann das Eröffnungsspringen mit J'aime la Vie nach einem fehlerlosen Ritt in 61,55 Sekunden vor Helena Weinberg (Eschweiler) mit Grandinus (0/64,60) und Melliger auf Corlanda (0/71,40). Im Zwei-Phasen- Springen dominierte Pessoa mit Stardust (0/29,39) vor Urs Fäh (Schweiz) mit Baggio (90/31,79). Die Youngster-Tour sah den Schweizer Werner Muff mit Gazelle (0/59,24) vorn. Dritter wurde Sloothaak mit Paramo (0/61,38) vor Helena Weinberg mit Vento (0/63,83).
25.07.1999 Rastatt - Der Neuaufbau im Stall Sloothaak ist in vollem Gang. Nach der Trennung von Hauptsponsor San Patrignano anfang diesen Jahres setzt der Doppelweltmeister alles daran, junge Pferde auf den großen Sport vorzubereiten. So jetzt auch in Baden-Württemberg. Mitte Juli entschied sich Sloothaak zum Kauf des bisher von Volker Hahn ausgebildeten BW-Hengstes Cyrano de Bergerac. Sloothaak überzeugte sich persönlich von der hervoragenden Qualität und dem sehr guten Ausbildungsstand. Mehrfach konnte sich der Hengst von Coriano, Mutter von Ricardo, schon in Springpferdeprüfungen der Klasse L und M in den vorderen Reihen plazieren. Bis zum Ende des 6. Lebensjahres soll der Hengst weiter im Schwabenland beritten bleiben. Erst dann holt ihn Sloothaak zu sich nach Borgholzhausen. Der fünfjährige Hengst kommt aus der Aufzucht von Horst Karcher (Gestüt Dobel) und stand bisher im Besitz des erfolgreichen Züchter Olaf Rutschek. Bisher sehe es mit dem Nachwuchs sehr gut aus, so Sloothaak. Erfolgreich konnte sich der Ausnahme-Springreiter mit der von ihm ausgebildeten 8jährigen Landdame mehrfach bei internationalen Turnieren in die Siegerlisten eintragen. Auch der erst 7jährige Deckhengst Paramo K, in Beritt von Franke Sloothaak, ist in Nachwuchs-S-Springen bereits sehr erfolgreich und kann schon mehrere Siege verzeichnen.
25.07.1999 Frankfurt - Der deutsche Meister Carsten-Otto Nagel (Wedel) gewann auf L'Eperon den mit insgesamt 100000 Mark dotierten Großen Preis beim CSI von Spangenberg und kassierte für den Sieg 30000 Mark. Im Stechen mit acht Reitern verwies Nagel (0 Fehler/36,30 Sekunden) als letzter Starter den bis dahin führenden Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf Champion Du Lys (0/36,51) und Alois Pollmann-Schweckhorst auf Aperio (0/38,71) die Plätze zwei und drei. Die erste Qualifikation zum Großen Preis hatte mit Olympia- Kaderreiter Rene Tebbel (Emsbüren) auf Le Patron ein Arrivierter gewonnen, bei der zweiten Qualifikation dagegen setzte sich mit dem 19jährigen Sönke Kohrock (Wildeck) auf Lucky Luke ein Nachwuchsmann durch, der im Stechen den Briten Michael Whitaker auf Virtual Village auf den zweiten Rang verwies.
Das Z-Festival am Freitag, dem 30., und Sonnabend, dem 31. Juli 1999, statt. Veranstaltungsort ist das Zentrum des Studbook Zangersheide, die gleichnamige und so vertraute Domäne unmittelbar beim belgischen Lanaken. Das Programm dieser Premiere macht deutlich, daß das Z-Festival eine Ereignis ist, das im Vorlauf zu den FEI World Breeding Championships eine unterstützende Funktion mit Bezug zur ‘WM’ erfüllt. Aber es wurden auch etliche Bestandteile definitiv verändert. Die Fohlenschau trägt nicht mehr den Namen ‘Open Benelux Foal Championships’, ist nicht mehr für Fohlen anderer Stammbücher zugelassen und von diesem Jahr an ausschließlich Fohlen vorbehalten, die beim Studbook Zangersheide eingetragen sind. Die ‘Z-Foal Championships’ beinhalten zwei Abteilungen (Hengstfohlen und Stutfohlen), die gleichzeitig der Auswahl für die Auktion dienen. Die Auktion blieb natürlich im Programm der September-Veranstaltung und wird am Freitag (abend), 24. September, stattfinden. Diese prestigeträchtige Auktion hat in den vergangenen Jahren eine stark aufwärtssteigende Linie gezeigt und verspricht dank des auf dem Turnier stets kauflustigen Publikums auch in diesem Jahr wieder ein grandioser Erfolg zu werden. Die Beschicker müssen im Zusammenhang mit der Fohlenschau vorher angeben, welche Fohlen sie an der Auktionsauswahl teilnehmen lassen wollen.
Die Fohlenschau wird auf dem offenen ovalen Platz stattfinden, der dafür auch schon zu Beginn der 90er Jahre genutzt wurde. Hier sollen auch die drei- und vierjährigen Z-Pferde beim Eignungstest, einem neuen Programmbestandteil, beurteilt werden. Auch der Eignungstest ist ausschließlich beim Studbook Zangersheide registrierten Pferden vorbehalten. Die Dreijährigen absolvieren ein Freispringen auf einer Geraden, die Vierjährigen sollen das gleiche zeigen, allerdings unter dem Reiter. Der Eignungstest ist für die Dreijährigen zugleich Vorselektion für die Auktion. Die Beschicker müssen zuvor angeben, ob sie an der Auktion teilnehmen wollen. Wie gewohnt wird wieder eine Jury von tüchtigen Fachleuten eingeladen , um Fohlen, Drei- und Vierjährige zu beurteilen. Die Einteilung des Programms ist dem vielfach geäußerten Wunsch der Mitglieder angepaßt, die Programmpunkte nicht gleichzeitig stattfinden zu lassen (siehe Zeiteinteilung). Dank der Sponsoren ist der Preistopf mit nicht weniger als 40 000 Euro gut gefüllt. Die Besitzer der siegenden Drei- bzw. Vierjährigen erhalten 4 500 Euro. Die Besitzer der Siegerfohlen bekommen jeder 1 350 Euro, und das ist eine stattliche Erhöhung gegenüber dem vorigen Jahr, als die Besitzer der Siegerfohlen der Open Benelux Foal Championships pro Sieger 1 085 Euro erhielten!
Zeiteinteilung Z-Festival 1999 | |
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Freitag 30. Juli08.00 bis 12.00 Uhr 1. Runde Stutfohlen13.00 bis 17.00 Uhr 1. Runde Hengstfohlen 17.00 bis 19.00 Uhr 1. Runde Vierjährige |
Sonnabend 31. Juli08.00 bis 10.30 Uhr 1. Runde Dreijährige10.30 bis 12.00 Uhr 2. Runde Vierjährige 13.00 bis 14.00 Uhr Finale Stutfohlen 14.00 bis 15.30 Uhr Finale Dreijährige 15.30 bis 16.30 Uhr Finale Hengstfohlen 16.30 bis 18.00 Uhr Finale Vierjährige |
18.07.1999 Balve - Als es ums große Geld ging, dominierten beim Turnier des deutschen Reiter-Präsidenten Dieter Graf Landsberg- Velen in Balve die Routiniers. In dem mit 130000 Mark dotierten «Großen Preis» erreichten ausschließlich Nationenpreis- Reiter die ersten Plätze. Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) erwies sich mit Neron de la Tourelle wieder einmal als der Beste. Er verwies im Stechen Alois Pollmann-Schweckhorst (Tholey) mit Aperio und Rene Tebbel (Emsbüren) mit Radiator auf den zweiten Platz. Der finanziell erfolgreichste Reiter war Alois Pollmann- Schweckhorst, der zweimal zum Sieg ritt, dazu noch einen zweiten und dritten Platz schaffte. Heinz Soltau sorgte für die größte Überraschung, als er die Qualifikation zum «Großen Preis» für sich entschied. «Für mich ist das keine Überraschung», rückte jedoch Bundestrainer Herbert Meyer die Maßstäbe zurecht. Er verwies darauf, daß der 35jährige aus Holstein, der jetzt im württembergischen Raisdorf für das Gestüt Dobel reitet, zumindest für ihn kein Unbekannter ist. Viel Neues gab es für den Bundestrainer nicht. «Meine Mannschaft für die Europameisterschaften Ende August im englischen Hickstead habe ich in etwa im Kopf», sagte er bei der Ankunft in Balve und meinte bei der Abfahrt: «Ich habe mich nur bestätigt gesehen.»
Mehr noch als die Springreiter litten die Dressurreiter und ihre Pferde unter den tropischen Temperaturen. Ihre Teilnehmerfelder blieben klein und übersichtlich. Dabei zeigte sich Nadine Capellmann (Aachen) als überlegene Teilnehmerin. Auch ohne ihr Championatspferd Gracioso siegte die Team-Europameisterin mit ihrem Nachwuchspferd Farbenfroh im Grand Prix und in der Kür. Den Grand Prix Special sicherte sich Heike Kemmer (Isernhagen) mit Albano vor Reiner Klimke (Münster) mit Biotop. «Altmeister» Klimke und sein Hengst bewiesen, daß sie noch nichts verlernt haben. Außer dem zweiten Platz im Grand Prix Special holten sie einen dritten Platz im Grand Prix. Ferner sattelte Klimke in Balve die Hannoveraner Hengste Condor und Per Gynt, mit denen er beide Nachwuchsprüfungen doppelt gewann.
09.07.99 Nachruf auf Milton: Zu Lebzeiten war er unsterblich. Magic Milton. Der Wunderschimmel. Er überwand die schwierigsten Hindernisse so elegant, als ließe ihn David Copperfield durch den Parcours schweben. Wenn doch mal eine Stange fiel, war das gewiß nicht seine Schuld! Fürs Publikum stand fest: Milton ist der beste. Immer. Auch wenn er mal nicht gewann. Das kam höchst selten vor. Mit 8 Jahren siegte er das erste Mal in einem Weltcupspringen (Bordeaux 1985). Unzählige Erfolge stehen in seinem Lebenslauf, unglaublich ist die Zahl von 25 Triumphen allein bei Meisterschaften, Weltcups und Nationenpreisen. Zweimal gewann er das WC-Finale und zweimal den Europameistertitel. 1990 war er das beste Pferd bei der Weltmeisterschaft. In seinen besten Mannesjahren erwarb Milton ein Vermögen an Preisgeldern, mehr als drei Millionen Mark. Auch nach seiner Pensionierung verdiente sich der weißhaarige Rentner noch was dazu, als Stargast bei Eröffnungen von Supermärkten und Autohäusern. Zuletzt mußte er aus gesundkeitlichen Gründen ein bißchen kürzer treten, vor ein paar Tagen ist er im Alter von 22 Jahren gestorben. Er hinterläßt eine riesige Trauergemeinde, aber keine Nachkommen. Milton war Wallach. In seinem Geburtsschein (Pedigree sagen die Pferdezüchter) ist Aston Answer als Mutter und Marius als Vater eingetragen. Man munkelt aber, daß Milton ein uneheliches Fohlen gewesen sei, weil seine Mutter mit irgendeinem ungarischen Hengst auf der Weide fremd gegangen war. Ein Kind der Liebe, dessen wehende Mähne die Fantasien beflügelte. Die vorzügliche englische Springreiterin Carolyn Bradley war verliebt in den Schimmel. Sie erzog ihn bis zu seinem dritten Lebensjahr, starb allerdings 1980 an einem Herzschlag. Ihre Eltern wählten, angeblich auf Empfehlung von Paul Schockemöhle, den Engländer John Whitaker als Reiter für Milton aus. Beide machten Karriere als Traumpaar. In allen Arenen der Welt flogen ihnen die Herzen zu. Auch wenn ihnen die Olympische Weihe fehlte. Das Ehepaar Bradley verhinderte 1988 Miltons Start in Seoul, weil der Gatte der englischen Königin als Weltreiterpräsident ihre Tochter Carolyn 1976 willkürlich zum Profi erklärte und nicht bei den Olympischen Spielen in Montreal starten ließ. Statt olympischem Gold gewannen die beiden viel Geld und große Popularität. Das Fell des Schimmels war immer makellos. Es ist bis heute verwunderlich, daß kein Hersteller von Farben oder Haarkosmetik ein Miltonweiß auf den Markt brachte. Wenn John in guter Laune war, kniff er seinen Partner auf der Siegerrunde an einer bestimmten Stelle hinter dem Sattel. Dann sprang Milton die Levade, eine Figur aus der Hohen Schule, bei der sich alle vier Hufe zugleich vom Boden lösen. Das ist eine Spezialität der Lipizzaner. Mit diesem Kunststück löste Milton auch 1995 noch einmal Jubelstürme aus, bei seiner offiziellen Verabschiedung im Scandinavium von Göteborg.
04.07.99 Arnheim - Die Wartezeit für Anky van Grunsven ist beendet. Die niederländische Dressurreiterin gewann bei den 19. Europameisterschaften in Arnheim erstmals den EM-Titel und feierte den größten Erfolg ihrer Laufbahn. Durch ihren Sieg in der Kür mit der Weltrekordnote von 85,84 Prozentpunkten baute die 31 Jahre alte Topfavoritin ihre Führung noch aus, nachdem sie schon den Grand Prix sowie den Grand Prix Special am Vortag ebenfalls mit Weltrekord (1 710 Punkte) für sich entschieden hatte. Mit ihrem 16 Jahre alten Oldenburger Wallach Bonfire kam Anky van Grunsven am Ende auf 241,77 Prozentpunkte und beendete die zwölfjährige deutsche Erfolgsserie bei Olympischen Spielen und Championaten: Anky van Grunsven ist die erste nicht-deutsche Titelträgern seit dem EM-Sieg der Französin Magrit Otto-Crepin 1987. Für die Deutschen blieben in Arnheim nur der Team-Titel und die Silbermedaille durch Ulla Salzgeber. Die Reiterin aus Bad Wörishofen mit dem elf Jahre alten Wallach Rusty (235,35 Prozentpunkte) wurde nach dem zweiten Platz (81,81) in der Kür auch Gesamt-Zweite. Nadine Capellmann aus Aachen mußte sich mit dem 14 Jahre alten Wallach Gracioso (229,92) wie bei der EM vor zwei Jahren in Aachen mit Rang vier begnügen, nachdem sie in der Kür auch Vierte (78,49) wurde. Die Team-Europameisterin wurde in der Gesamtwertung noch vom Niederländer und Grunsven-Schüler Arjen Teeuwissen mit der drittbesten Kür (81,28) auf Goliath mit insgesamt 232,03 Prozentpunkten vom Bronze-Rang verdrängt. Für Titelverteidigerin Isabell Werth, deren Toppferd Gigolo sich vor zwei Wochen in Aachen verletzt hatte, kam das Aus noch vor der Kür. Weil bei ihrem Ersatz Antony Fieber festgestellt wurde, trat sie nicht mehr an. Sie hatte vor der Kür an sechster Stelle gelegen. Die glänzende Ein-Personen-Show der Anky van Grunsven konnte die Konkurrenz trotz hervorragender Leistungen nicht verhindern. Selten hat eine Reiterin ein Championat innerhalb und außerhalb des Vierecks so geprägt, wie es die neue Europameisterin in Arnheim tat. Das zeigte sich noch einmal am Sonntag: Ihre Kür mit Musik nach Melodien aus Bernsteins «West side story» begeisterte die 11000 Zuschauer im Nationaal Sport Centrum. Die Weltrekordnote war der Lohn. «Sie hat es verdient, hat ihre Leistung gebracht, ist reiterlich und technisch stark und besitzt viel Einfühlungsvermögen», zollte Isabell Werth ihrer Nachfolgerin und Dauerrivalin Anerkennung. Auf diesen Erfolg hat Anky van Grunsven lange warten müssen. Sie gewann bisher nur die wenig bedeutende Kür-Weltmeisterschaft 1994 und viermal den Weltcup. Bei Olympischen Spielen, WM und EM mußte sie stets der Rheinbergerin Isabell Werth und Gigolo den Vortritt lassen. Anky van Grunsven wußte, daß ihr Triumph von Arnheim durch Gigolos Ausfall begünstigt wurde: «Es wäre ein größerer EM-Erfolg, wenn Isabell mit Gigolo hier gewesen wäre.» Als dann auch noch die als mögliche neue Rivalin gehandelte Aachenerin Alexandra Simons-de Ridder nach dem deutschen Sieg im Team-Wettbewerb ihr Pferd Chacomo wegen Fieber zurückzog, war der Weg für Anky van Grunsven frei. Auch wenn der Abstand zur Siegerin deutlich war, bewies Ulla Salzgeber ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Sydney, daß sie bald um die Titel mitreitet. Die 40jährige zeigte Rusty zum richtigen Zeitpunkt topfit. In allen drei Prüfungen wurde sie jeweils Zweite. Auch Nadine Capellmann hat Ambitionen, die Zukunft im Dressursport mitzugestalten. Dann soll aber nicht Gracioso, sondern der neun Jahre alte Wallach Farbenfroh die in Arnheim verpaßte Medaille holen.
28.06.199 Bremen - Der Aufschwung der Dresurreiterei in den letzten Jahren mit stetig steigenden Zuschauerzahlen findet am zweiten Februar-Wochenende nächsten Jahres beim traditionsreichen Bremer Pferdesport-Festival seinen Niederschlag: Erstmals wird für einen Grand Prix Special dank der Unterstützung neuer Sponsoren ein Preisgeld von 100000 Mark ausgeschüttet. So viel gab es noch nie bei einer Dressurprüfung in Europa oder Amerika zu gewinnen. Der Ausscheidungsmodus für den Grand Prix Special liegt schon fest: Zahlreiche Turniere einschließlich der Europameisterschaften in dieser Woche in der niederländischen Stadt Arnheim gelten als Qualifikation. Als erste haben sich am vergangenen Wochenende in Nörten-Hardenberg Team-Weltmeisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) und der Ungar Gyula Dallos für Bremen qualifiziert.
27.06.1999 - Nörten-Hardenberg - Der dreimalige Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck), der amerikanische Mannschaftszweite der Olympischen Spiele in Atlanta, Peter Leone, und der erst 25jährige deutsche «Himmelsstürmer» Marcus Ehning (Borken) waren die großen Sieger beim Reitturnier am Fuß der historischen Burgruine Hardenberg bei Göttingen: Routinier Ludger Beerbaum sicherte sich die mit 77 000 Mark dotierte Hardenberg-Trophy vor dem Deutschen Meister Carsten- Otto Nagel (Wedel/Hamburg) und strich 20000 Mark Siegprämie ein. Peter Leone, der erfolgreichste der «Leone brothers» aus Connecticut, triumphierte im Stechen des Audi-Cups über Ludger Beerbaum und fuhr mit einem 42000 Mark teuren Auto als Top-Prämie nach Hause. Leone holte sich auch im Großen Preis von Nörten-Hardenberg als erster Amerikaner die begehrte «Goldene Peitsche»; das brachte ihm noch einmal 20 000 Mark «Reisegeld» ein. Im Stechen um die «Goldene Peitsche», das die beiden deutschen Europameisterschafts-Kandidaten Ludger Beerbaum und Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum mit ihren Zweitpferden genauso verpaßten wie Weltmeister Rodrigo Pessoa, hatte der amerikanische Routinier aus Connecticut mit seinem 13jährigen braunen niederländischen Wallach Royal Legato die besten Nerven. Als Gilbert Böckmann, die letzte deutsche Hoffnung im Großen Preis, mit Böckmann's Life 37,35 Sekunden vorgelegt hatte, sah der Niedersachse lange wie der sichere Sieger aus, zumal Top-Favorit John Whitaker einen Abwurf hatte und auf den vierten Platz zurückfiel. Aber Peter Leone war dann doch noch 0,34 Sekunden schneller und verließ Nörten-Hardenberg als der ganz große Sieger. Glücklich und zufrieden war auch der 25jährige «Aufsteiger der Saison», Marcus Ehning (Borken), der in Nörten-Hardenberg zu zwei Siegen kam und damit abermals bestätigte, daß er im Notizbuch von Bundestrainer Herbert Meyer inzwischen mit Recht eine feste Größe für die Springreiter-Europameisterschaft im englischen Hickstead ist. Nur der Abonnements-Champion der letzten zwei Jahre und Publikumsliebling aller großen Turniere der Welt, der 26jährige brasilianische Weltmeister Rodrigo Pessoa, und der 56jährige Oldtimer Hugo Simon, der im vorigen Jahr die «Goldene Peitsche» gewonnen hatte, aber keine Top-Pferde mehr hat, gingen beim 21. Burgturnier von Nörten-Hardenberg leer aus und blieben ohne Sieg. Sehr zum Bedauern der rund 34000 Zuschauer, die drei Tage lang die Tribünen bis auf den letzten Platz gefüllt hatten. Ein starker Publikumserfolg wurde der Dressur-Grand Prix mit Pferdewechsel, der in dieser Form zum zweiten Mal zur Freude der Zuschauer beim inzwischen 1,4 Millionen Mark teuren Traditionsturnier durchgeführt wurde. Sieger Udo Lange, der es wie viele andere Dressur-Cracks sehr bedauert hat, daß der Pferdewechsel beim Deutschen Dressur-Derby in Hamburg schon vor Jahren abgeschafft wurde, war jedenfalls begeistert: «Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, auch einmal die Pferde der Konkurrenten reiten zu dürfen.»
20.06.99 Aachen - Doppel-Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) und Mannschafts-Weltmeister Franke Sloothaak (Borgholzhausen) führen das vorläufige deutsche Aufgebot für die EM der Springreiter im August in Hickstead an. Bundestrainer Herbert Meyer setzte am Rande des 62. CHIO-Turniers in Aachen die beiden Reiter an die Spitze seiner sogenannten «Longlist». Beerbaum und Sloothaak sind die beiden einzigen der zehn nominierten Reiter, die Meyer mit zwei Pferden genannt hat. Endgültiger Termin für die Nennung der vier EM-Starter und des Ersatzmanns ist Mitte August. Im Kader stehen auch Marcus Ehning (Borken) und Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), die gemeinsam mit Ludger Beerbaum und Franke Sloothaak am Freitag im Nationenpreis in Aachen Platz zwei hinter den Schweizern belegt hatten. Erstmals gehören drei Mitglieder einer Familie zu Meyers Aufgebot. Denn neben Ludger Beerbaum und seiner Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum zählt auch sein Bruder Markus Beerbaum dazu. Er mußte in Aachen noch wegen einer Schulterverletzung pausieren und wird erst Mitte Juli wieder reiten. Das vorläufige EM-Aufgebot: Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Champion du Lys und Priamos; Franke Sloothaak (Borgholzhausen) mit Cassini und Landdame; Marcus Ehning (Borken) mit For Pleasure; Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Stella; Lars Nieberg (Homberg/Ohm) mit Esprit; Carsten-Otto Nagel (Wedel/Holstein) mit L'Eperon; Holger Wulschner (Passin/Mecklenburg) mit Capriol; Christian Ahlmann (Marl) mit Charleston; Markus Beerbaum (Thedinghausen) mit Lady Weingard; Rene Tebbel (Emsbüren) mit Radiator.
19.06. Aachen - Trevor Coyle hat sich endgültig in der Weltspitze etabliert. Der Ire gewann mit dem 14jährigen Schimmelhengst Cruising erstmals den prestigeträchtigen Großen Preis von Aachen beim 62. CHIO-Turnier. Zum Abschluß der größten Pferdesport-Veranstaltung der Welt setzte sich der 40 Jahre alte Weltcup-Zweite mit dem einzigen fehlerfreien Ritt im Stechen der mit 413 600 Mark dotierten Prüfung in 42,35 Sekunden durch und kassierte 100 000 Mark. Die US-Amerikanerin Anne Kursinski verpaßte durch einen Abwurf am vorletzten Hindernis den Sieg und wurde mit vier Fehlerpunkten in der schnellsten Zeit von 42,21 Sekunden Zweite vor dem Schweden Rolf-Göran Bengtsson mit Roofs (4/45,16) und dem Niederländer Peter Geerink mit Heartbreaker (8/42,72). Der Fehler kostete Kursinki viel Geld: Denn sie hatte die Möglichkeit im Rahmen der Crown-Serie, zu der die Großen Preise in Monterrey (Mexiko), Valkenswaard (Niederlande) und Aachen gehören, mit einem Sieg umgerechnet 1,08 Millionen Mark zu gewinnen. Dieses Geld hätte sie für den zweiten Erfolg in der Serie innerhalb eines Jahres eingenommen. Die 40jährige hatte im vergangenen Herbst in Monterrey gesiegt. Die Deutschen spielten am Sonntag wie an den Vortagen bei der Entscheidung um den Sieg keine Rolle. Die Ehre mußte ausgerechnet Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Ratina Z retten. Zwar verpaßten sie das Stechen, doch zum Abschluß ihrer gemeinsamen Karriere belegten der Doppel-Europameister und die 17jährige Stute nach ihrem Sieg vor drei Jahren in Aachen immerhin Platz fünf. Nach einem Hindernisfehler im ersten Umlauf gelang Beerbaum im zweiten Durchgang mit dem bei Championaten und Olympischen Spielen erfolgreichsten Springpferd aller Zeiten noch einmal ein Nullfehlerritt. Nach dem Springen wurde Ratina feierlich unter den Klängen des Liedes «I am what I am» vor 40000 Zuschauern von Beerbaum verabschiedet.
Das eher unfreiwillige Ende einer Ära bahnte sich im neuerbauten Dressurstadion an. Wegen einer Sehnenzerrung im rechten Vorderbein ihres Toppferdes Gigolo verzichtete die 29jährige Isabell Werth nicht nur auf den Start in der Kür am Sonntag. Die Rheinbergerin wird mit dem 16 Jahre alten Wallach auch nicht zur EM vom 30. Juni bis 4. Juli in der niederländischen Stadt Arnheim reisen. Sie sattelt statt dessen den 13 Jahre alten Wallach Antony.
Die Entscheidung bedeutet das Ende von Werths siebenjähriger Dominanz im Viereck. Denn daß die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin noch einmal mit Gigolo an den Olympischen Spielen 2000 in Sydney teilnimmt, ist angesichts des Alters des erfolgreichsten Dressur-Pferdes der Welt kaum vorstellbar. Durch den Ausfall von Gigolo ist ein deutscher EM-Sieg im Team-Wettbewerb auch nicht mehr selbstverständlich.
Werths Verzicht auf Gigolo stellte den Erfolg von Alexandra Simons-de Ridder fast in den Schatten. Die Aachenerin wurde Nachfolgerin von Isabell Werth, die siebenmal hintereinander die Gesamtwertung in Aachen gewonnen hatte. Nach ihrem dritten Platz im Grand Prix am Donnerstag und dem Sieg im Grand Prix Special am Samstag entschied die 35jährige am Sonntag mit dem erst zehn Jahre alten Holsteiner Wallach Chacomo auch die Kür mit Musik für sich und lag damit im Abschlußklassment vorn. Für sie, die im Winter zu Beginn der Hallen-Saison mit Chacomo erstmals auf sich aufmerksam machte, war es der erste Sieg bei einem bedeutenden Turnier gegen die Weltklasse. Sie rutschte durch den Erfolg auch in die Favoritenrolle für die EM.
Zweite wurde Team-Weltmeisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) mit Rusty, die in der Kür Platz drei belegte. Der Däne Lars Petersen schob sich auf Blue Hors Cavan dank seines zweiten Platzes in der Kür noch an die dritte Stelle in der Abschlußwertung. Vierte in der Gesamtwertung und Fünfte in der Kür wurde Nadine Capellmann (Aachen) mit Gracioso.
Als Sieger durfte sich auch der Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV) fühlen. Mit 289500 Zuschauern verzeichnete der Veranstalter einen Besucherrekord. Die alte Bestmarke aus dem Vorjahr wurde um 14500 übertroffen.
17.06.9 Aachen - Der der Tierquälerei bezichtigte US-amerikanische Springreiter Mclain Ward soll nie mehr beim CHIO-Turnier in Aachen starten dürfen. «Wir werden alles versuchen, daß der Reiter nicht mehr in Aachen zu sehen sein wird. Wir haben der US-amerikanischen Equipe-Leitung dies auch mitgeteilt und gebeten, künftig in Aachen auf ihn zu verzichten», sagte CHIO-Sportreferent Horst Ense nach einer Sitzung des Präsidiums des veranstaltenden Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV). In einer Pressemitteilung des ALRV hieß es, daß der Verein dem 23jährigen Ward die Akkreditierung entzogen und ihn von der Anlage verwiesen habe. Der ALRV habe entschieden, «alles in seiner Möglichkeit Erdenkliche zu unternehmen, daß der Reiter Mclain Ward auch in Zukunft weder in Aachen startet noch unser Gelände betritt. Der ALRV wird alles unternehmen, daß dies auch entsprechend gewährleistet wird». Noch einmal begrüßte das Präsidium die Entscheidung des Schiedsgerichts, das Ward beim 62. CHIO-Turnier disqualifiziert hatte. Der Amerikaner war sofort nach dieser Entscheidung mit seinen Pferden abgereist. Kontrolleure hatten nach einem Springen in der Gamasche des rechten Vorderbeins von Wards Pferd Benetton spitze Plastikteilchen gefunden. Verletzungen an dem Schimmelwallach wurden nicht festgestellt. Der Vorfall wurde auch dem Weltreiter-Verband (FEI) gemeldet. Ward muß mit einer Sperre rechnen. «Wir mußten im Interesse des ALRV und des Sports so handeln», sagte Schiedsgerichts-Vorsitzender Heinz Schütte (Braunschweig). Das Urteil des Schiedsgerichts fand nicht nur im ALRV-Präsidium einhellige Zustimmung. «Wir können so ein Verhalten wie von Ward nicht akzeptieren. Wir hoffen, daß die FEI jetzt notwendige Maßnahmen gegen ihn ergreifen wird», sagte der brasilianische Weltmeister Rodrigo Pessoa. Team-Weltmeister Lars Nieberg (Homberg/Ohm) nannte Ward einen «Idioten» und sein Vergehen «katastrophal». Der US-Amerikaner machte in der Anhörung vor dem Schiedsgericht seinen Pfleger verantwortlich. Er mußte ebenfalls auf Veranlassung des amerikanischen Equipechefs Frank Chapot Aachen verlassen. Ward war schon im April beim Weltcup-Finale in Göteborg aufgefallen. Damals hatte er sich geweigert, die Gamaschen an dem Schimmelwallach Benetton untersuchen zu lassen. Wegen dieses Vorfalls war er von der FEI zu einer Geldbuße verurteilt und verwarnt worden. Als Wiederholungstäter muß Ward mit einer Sperre rechnen. Voraussichtlich wird auch der US-Verband Maßnahmen gegen ihn einleiten.
14.06.99 Borgholzhausen - Springreiter Franke Sloothaak hat prominente und stimmgewaltige Unterstützung erhalten. Der italienische Star-Tenor Luciano Pavarotti hat dem Mannschafts- Weltmeister ein Pferd zur Verfügung gestellt. Seit Anfang der Woche steht in Sloothaaks Stall in Borgholzhausen der zehnjährige Vollbluthengst Lucky Jack. Sabine Sloothaak, die Frau des Springreiters, bestätigte einen entsprechenden Bericht der «Bild»-Zeitung. Sloothaak sucht nach der Trennung von seinem bisherigen Sponsor (San Patrignano) nach einem neuen Unterstützer. Pavarotti hatte Lucky Jack vor zwei Jahren gekauft, aber in Italien keinen passenden Reiter gefunden. Beim Turnier am vergangenen Wochenende in Modena, das der weltberühmte Sänger seit 1993 auf seiner eigenen Anlage ausrichtet, fragte der 63jährige, ob der Deutsche das Pferd einmal zur Probe reiten wollte. Sloothaak lobte anschließend Lucky Jack in den höchsten Tönen und durfte ihn mit nach Hause nehmen. «Wir haben mit Luciano Pavarotti vereinbart, daß Franke den Hengst einige Zeit ausprobiert», sagte Sabine Sloothaak. Ob noch weitere Pferde aus Pavarottis Stall nach Borgholzhausen umziehen, ist noch offen. Eine langfristige Zusammenarbeit ist nicht ausgeschlossen. Sloothaak und Pavarotti kennen sich seit dem ersten Turnier in Modena vor sechs Jahren. Der deutsche Reiter genießt in Italien einen guten Ruf. Er war Anfang 1993 von Vincenzo Muccioli, Gründer und Besitzer eines Drogen-Therapiezentrums (San Patrignano) in der Nähe von Rimini, unter Vertrag genommen worden. Nach dem Tod von Vincenzo Muccioli 1995 zeigten dessen Söhne Giacomo und Andrea Muccioli nur wenig Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit und kauften Sloothaak keine international konkurrenzfähigen Pferde mehr. Anfang April ließen die Brüder den 13 Jahre alten Wallach Joly Coeur, mit dem Sloothaak bei den Weltmeisterschaften im Oktober in Rom neben dem Mannschafts-Titel auch den dritten Platz im Einzel erreichte, und drei andere Pferde aus dem ostwestfälischen Borgholzhausen in den Muccioli-Stall bringen. Seitdem hat Sloothaak keinen Sponsor mehr. Seine derzeit besten Pferde sind der Holsteiner- Hengst Cassini und die Stute Landdame.
30.05.1999 Verden/Aller - Carsten-Otto Nagel hat seine Erfolgsserie bei den Deutschen Meisterschaften der Springreiter fortgesetzt. Zwei Wochen nach seinem Derbysieg in holte sich der 36jährige aus Wedel bei Hamburg heute in Verden an der Aller erstmals den Titel und entthronte den fünfmaligen Meister Ludger Beerbaum (Riesenbeck). Als einziger Reiter blieb Nagel am Sonntag in der zweiten und letzten Wertungsprüfung mit dem elf Jahre alten Holsteiner Wallach L'Peron in beiden Umläufen ohne Fehlerpunkte und hatte in der Endwertung 4,75 Fehlerpunkte, die er sich im ersten Springen am Samstag hinnehmen mußte. «Carsten-Otto ist perfekt geritten. Das ist schon sensationell, nach dem Derbysieg mit Wienerwirbel nun auch noch den Titel mit L'Eperon zu holen», lobte Bundestrainer Herbert Meyer. Doppel-Europameister Beerbaum stand mit dem erst neunjährigen Schimmelhengst Champion du Lys knapp vor seinem dritten Titel hintereinander. Doch ein Abwurf im letzten Umlauf des sehr schweren Springens ließ den 35jährigen mit insgesamt acht Fehlerpunkten auf den zweiten Platz abrutschen. Diesen Rang teilte er sich mit Holger Wulschner. Der 35jährige aus Passin in Mecklenburg, der am Samstag das erste Springen für sich entschieden hatte, verdarb sich auf Capriol durch zwei Abwürfe im ersten Umlauf am Sonntag die Titelchancen. Bundestrainer Meyer nahm aus Verden nur wenig neue Erkenntnisse im Hinblick auf sein Team für die Europameisterschaften Ende August in Hickstead. «Die Situation ist so offen wie schon lange nicht mehr», sagte er. Die ersten Kandidaten sind die championatserfahrenen Ludger Beerbaum, Sloothaak und auch Lars Nieberg trotz seines mäßigen Abschneidens in Verden. Anwärter für den vierten Teamplatz sind der Meisterschafts-Sechste Marcus Ehning (Borken) mit For Pleasure, der noch an der Schulter verletzte Team-Weltmeister Markus Beerbaum (Thedinghausen/Bremen) mit Lady Weingard sowie seine Ehefrau und gebürtige US-Amerkanerin Meredith Michaels-Beerbaum mit Stella. Auf Just do it hatte sie am Samstag erstmals den Titel bei den Damen gewonnen. In der Herren-Konkurrenz wurde sie mit Stella Gesamt-Achte.
28.05.99 Verden/Aller - Im dritten Anlauf ist Nadine Capellmann endlich am Ziel angekommen. Die 33 Jahre alte Team-Weltmeisterin wurde heute in Verden an der Aller erstmals Deutsche Meisterin der Dressurreiterinnen, nachdem sie 1997 und 1998 jeweils Zweite hinter Isabell Werth geworden war. Auf dem 14 Jahre alten Westfalen- Wallach Gracioso verteidigte die Aachenerin mit der zweitbesten Vorstellung in der Kür mit Musik ihren Gesamtvorsprung aus dem Grand Prix am Freitag und dem Grand Prix Special am Samstag. Am Ende mußte Nadine Capellmann noch etwas bangen. Denn die ebenfalls aus Aachen stammende Saisonaufsteigerin Alexandra Simons-de Ridder mit dem erst zehn Jahre alten Wallach Chacomo zeigte die beste Kür des Tages und kam bis auf 1,48 Prozentpunkte in der Gesamtwertung heran. «Ich bin froh, daß es noch geklappt hat. In der Kür ist nicht alles gelungen», sagte Nadine Capellmann. Ganz knapp ging es bei der Entscheidung um den dritten Platz zu: Mit der dritthöchsten Kür-Note schob sich Team-Weltmeisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) noch an der Titelverteidigerin und sechsmaligen Deutschen Meisterin Isabell Werth (Rheinberg) mit ihrem Zweitpferd Antony vorbei. Salzgebers Vorsprung betrug in der Endabrechnung 0,01 Prozentpunkte. Schon lange hat eine Dressurreiterin bei Deutschen Meisterschaften nicht mehr so dominiert wie in diesem Jahr Nadine Capellmann. Die Schülerin von Bundestrainer Klaus Balkenhol lag vor der Kür in der Gesamtwertung nicht nur mit Gracioso in Front, sondern belegte mit dem erst neun Jahre alten Westfalen-Wallach Farbenfroh auch noch den zweiten Platz. Auf dem Nachwuchspferd hatte sie am Freitag sogar den Grand Prix gewonnen, mit Gracioso war sie im Special erfolgreich: «In der Kür wollte ich Farbenfroh nicht mehr reiten, um ihn zu schonen.» Die Qual der Wahl, mit welchem Pferd sie zu den Europameisterschaften Anfang Juli in der niederländischen Stadt Arnheim fährt, nahm ihr der Dressurausschuß im Deutschen Olympiade- Komitee für Reiterei (DOKR) schon am Samstag ab. Das Gremium nominierte sie und den erfahreneren Gracioso. «Ich bin damit einverstanden. Gracioso ist derzeit noch sicherer. Farbenfroh läßt sich noch zu leicht ablenken», sagte Nadine Capellmann. Außer ihr berief der Ausschuß erwartungsgemäß Doppel-Weltmeisterin Isabell Werth mit ihrem in Verden geschonten WM-Pferd Gigolo, Ulla Salzgeber mit Rusty und Debutantin Alexandra Simons-de Ridder mit Chacomo. Leidtragender der Entscheidung, erneut ein reines Damen-Team zum Championat zu schicken, ist Jürgen Wirths. Der 46jährige aus Mayen wurde auf seinem zuverlässigen 14 Jahre alten Wallach Souverän Fünfter der Gesamtwertung und war damit bester Mann. Für einem Platz in der EM-Equipe reichte es nicht. Immerhin durfte sich der Windel- Fabrikant trösten, zum zweiten Mal hintereinander Meister bei den Herren geworden zu sein. «Ich danke meinem Pferd. Mit meiner Leistung bin ich nicht zufrieden», merkte er selbstkritisch an.
26.05.99 Lausanne/Hannover - Die britische Military-Equipe muß ihre Bronzemedaille von den Weltmeisterschaften im vergangenen Oktober in Rom zurückgeben. Das entschied der Rechtsausschuß der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) in Lausanne. Das Pferd der britischen Teamreiterin Polly Phillips war beim Dopingtest positiv aufgefallen. Die Tester hatten bei dem elf Jahre alten Fuchswallach Coral Cove eine unerlaubte Menge Salicylsäure festgestellt. Der FEI- Rechtsausschuß disqualifizierte Polly Phillips nachträglich von dem Wettbewerb. Das Gremium unterstellte ihr aber keine Absicht, ihr Pferd manipuliert zu haben. Deshalb wurde Polly Phillips nur mit einer Sperre von einem Monat belegt. Außerdem muß sie die Kosten des Verfahrens von umgerechnet 6200 Mark tragen. Für die deutschen Military-Reiter wird es nach der FEI- Entscheidung schwer, sich noch für die Olympischen Spielen 2000 in Sydney zu qualifizieren. Durch das nachträgliche Ausscheiden von Polly Phillips wurde das gesamte britische Team aus der WM-Wertung genommen und verlor damit seine Startberechtigung für Sydney. Die letzte Möglichkeit für die Deutschen und die Briten, noch zu den Olympischen Spielen zu kommen, besteht bei den Europameisterschaften im September in Luhmühlen. Dort werden nur noch drei Startplätze vergeben.
24.05.1999 - Wiesbaden - Der Niederländer Emile Hendrix war im Schloßpark von Wiesbaden-Biebrich der strahlende Sieger beim «Großen Preis» des internationalen Reit- und Springturniers. Unter den acht Teilnehmern des Stechens behielt Hendrix mit Finesse vor ausverkauften Rängen beim mit insgesamt 120000 Mark dotierten Abschluß des Klassikers die Nerven. Das Paar blieb fehlerfrei und verwies in 39,82 Sekunden den Briten Michael Whitaker auf Virtual Village Ashley (0 Fehlerpunkte/40,38 Sekunden) auf den zweiten Platz. Der dritte Rang ging an die deutsche Amazone Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) auf Strehe Stella (0/41,15). Ihr Schwager, Ludger Beerbaum (Riesenbeck), erreichte mit Ratina Z den vierten Platz. Gestrafftes und neues Programm, höhere Eintrittspreise - das internationale Pfingstturnier bot seinen insgesamt knapp 80000 Besuchern viel neues. Statt zwei Runden und Stechen wurde der große Preis in diesem Jahr erstmalig in einer Runde mit maximal einmaligen Stechen ausgetragen.
15.05.1999 Hamburg - Ludger Beerbaum ist auch mit seinen Nachwuchspferden nicht zu schlagen. Der Doppel-Europameister gewann am Samstag im Rahmen des 70. Deutschen Derbys den Großen Preis von Hamburg auf dem erst neun Jahre alten belgischen Wallach Neron de la Tourelle. Im Stechen der mit 70000 Mark dotierten Prüfung zeigte der Riesenbecker eine Klasseleistung vor 7000 Zuschauern. Das Paar blieb fehlerfrei und siegte in 45,80 Sekunden. Beerbaums Lohn waren 20000 Mark Erfolgsprämie. Dem Schweizer Beat Mändli, der mit Andros de Belleval ebenfalls fehlerfrei war, blieb mit 47,94 Sekunden nur das Nachsehen. Dritter wurde der Niederländer Jeroen Dubbeldam mit Sjiem (4 Fehlerpunkte/ 42,73 Sekunden). Insgesamt hatten sieben der 42 Reiter das Stechen erreicht. Für Beerbaum hat sich der Trip nach Hamburg bisher gelohnt. Der 35jährige führt die Sonderwertung «Bester Reiter» an. Schon mit seinem neun Jahre alten Schimmelhengst Champion du Lys beeindruckte er in den vergangenen Tagen im Derby-Park mit vorderen Plazierungen. Auch nach dem bevorstehenden Abschied seiner 17 Jahre alten Stute Ratina Z scheint Beerbaum künftig konkurrenzfähig zu bleiben. In dem mit 150000 Mark dotierten Derby-Springen am Sonntag gilt er als Mitfavorit. Beerbaum wird Champion du Lys reiten, mit dem er schon im vergangenen Jahr in der Hansestadt erfolgreich war. Als seine schärfsten Konkurrenten gelten der brasilianische Weltmeister und zweimalige Weltcupsieger Rodrigo Pessoa und der Schweizer Peter Freimueller.
15.05.1999 Hamburg - Mannschafts-Weltmeister Markus Beerbaum muß um die Teilnahme an den Europameisterschaften der Springreiter im August in Hickstead bangen. Der 28jährige aus Thedinghausen in der Nähe von Bremen wird in der kommenden Woche in Heidelberg an der linken Schulter operiert. Das bestätigte seine Frau Meredith Michaels- Beerbaum am Rande des Deutschen Spring-Derbys in Hamburg. Markus Beerbaum - Bruder von Doppel-Europameister Ludger Beerbaum - hatte sich Anfang Mai beim Turnier in Mannheim bei einem Sturz verletzt. An den beiden EM-Sichtungen bei den Deutschen Meisterschaften Ende Mai in Verden an der Aller und im Juni beim CHIO in Aachen kann er nicht teilnehmen. Markus Beerbaum und seine 13 Jahre alte Stute Lady Weingard spielen in den EM-Planungen von Bundestrainer Herbert Meyer (Lilienthal/Bremen) eine bedeutende Rolle. Das Paar trug entscheidend zum Gewinn der Mannschafts-Titel bei der EM vor zwei Jahren in Mannheim und bei der WM im vergangenen Oktober in Rom bei.
13.05.99 Hamburg - Zwei Holsteiner trumpften am ersten Tag des 70. Hamburger Spring-Derbies auf. Der 41jährige Nationen-Preis-Reiter Thomas Voss (Schülp/Neumünster) setzte sich mit seinem 12jährigen Schimmelhengst Carolus in der ersten Derby-Qualifikation durch. Und Tjark Nagel (Friedrichskoog), 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona Ersatzreiter, gewann das Eröffnungsspringen mit seiner gleichaltrigen braunen Stute Vilara. Doch am meisten beeindruckte Publikusmliebling Rodrigo Pessoa: Eindrucksvoller konnte der 26jährige Weltmeister und zweimalige Weltcup-Gewinner nicht in die Favoritenrolle für das 70. Derby am Sonntag reiten. Mit den Plätzen zwei und vier in den ersten beiden Prüfungen hat der «Himmelsstürmer» schon heute seine Ansprüche auf das Blaue Band von Hamburg- Klein Flottbek angemeldet. Mit dem achtjährigen belgischen Fuchshengst Gandini Oberon wurde der erfolgreiche Sohn des siebenmaligen Derby-Siegers Nelson Pessoa in der ersten Qualifikation zum Deutschen Spring-Derby Vierter - zwei Stunden zuvor war Rodrigo Pessoa mit der achtjährigen irischen Stute Gandini Stardust im Eröffnungsspringen bereits Zweiter hinter Nationen-Preis-Reiter Tjark Nagel (47) aus dem holsteinischen Friedrichskoog mit Vilara geworden. So sehr Rodrigo Pessoa, der seit zwei Jahren von Erfolg zu Erfolg eilt, darauf brennt, endlich auch einmal - auf den Spuren seines berühmten Vaters - das Derby zu gewinnen, nachdem er 1994 schon einmal Fünfter und im Vorjahr Siebter gewesen war, so schwer wird diese Aufgabe für ihn am Sonntag werden. Zwar hat Rodrigo Pessoa mehr starke Pferde als die meisten seiner Rivalen, aber der dreimalige Olympiasieger Ludger Beerbaum kann ähnliches von sich behaupten und ist genauso ehrgeizig. Und mit dem erst neunjährigen Schimmel Champion Du Lys hat er das Pferd wieder mitgebracht, mit dem er im vorigen Jahr erstmals das Derby gewinnen konnte. Einer der populärsten deutschen Reiter aber wird mit Sicherheit nicht im Derby antreten: Der dreimalige Weltmeister Franke Sloothaak (Borgholzhausen) tritt nur in den Rahmenprüfungen und im Großen Preis von Hamburg am Samstag an. Der bittere Grund: Der dreimalige Deutsche Meister hat kein geeignetes Derby-Pferd mehr. Dagegen beeindruckte ein anderer Oldtimer: Der zweimalige Derby-Sieger aus Hamburg, Achaz von Buchwaldt, wurde mit seiner Neuerwerbung Traumjule, einer 11jährigen Mecklenburger Stute, in der ersten Derby-Qualifikation Fünfter. Damit gehört auch der Hamburger, der 1982 und 1996 im Derby triumphierte, wieder zum engsten Favoritenkreis im Jubiläums-Derby.
09.05.199 Bad Salzuflen - Die Hierarchie in der deutschen Dressurreiterei gerät auch im Europameisterschafts-Jahr nicht ins Wanken. Die Welt- und Europameisterin Isabell Werth und ihr Toppferd Gigolo verteidigten am Wochenende in Bad Salzuflen bei der ersten Sichtung für die EM im Juli in Arnheim ihre Spitzenposition in Deutschland. Nach den Siegen im Grand Prix am Freitag und im Grand Prix Special am Samstag setzte sich die 29jährige aus Rheinberg auch am Sonntag in der Kür mit Musik klar durch.
Doch trotz der Erfolge fehlte dem 16 Jahre alten Hannoveraner Wallach Gigolo bei seinem Saisoneinstand noch die Ausstrahlung, die ihn bei WM im vergangenen Oktober in Rom auszeichnete. «Ich wäre ja dumm, wenn ich ihn beim ersten Turnier nach der Winterpause schon voll ausritte. Bei Gigolo sind alle immer kritischer als bei anderen Pferden», verteidigte Werth ihren Partner. Unterstützung fand sie bei Bundestrainer Klaus Balkenhol: «Isabell und Gigolo sind eine Klasse für sich.» Den Platz im EM-Team hat die beiden sicher. Deshalb wird Gigolo bei der zweiten Sichtung bei den Deutschen Meisterschaften Ende Mai in Verden nicht noch einmal gezeigt. Er soll im Juni beim CHIO in Aachen Geld verdienen.
Neben Isabell Werth ist Team-Weltmeisterin Nadine Capellmann eine feste Größe für die EM. Die Aachenerin ließ als einzige zwei Pferde sichten: den 14 Jahre alten Gracioso und den fünf Jahre jüngeren Farbenfroh. Im Grand Prix war der Jüngere besser, im Grand Prix Special und in der Kür mit Musik setzte sich der Erfahrene klar durch. Farbenfroh erwies sich vor allem in der Kür nicht krisenfest und ließ sich leicht ablenken. «Ich denke, der Ausschuß wird entscheiden, welches Pferd er in Arnheim sehen will», sagte die 31jährige Capellmann.
Ebenso fest rechnet Bundestrainer Balkenhol und der für die Nominierung zuständige Dressurausschuß mit Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen). Rusty, ihr elfjähriger russischer Wallach, steigerte sich wie bei der EM 1997 und der Weltmeisterschaft 1998 auch in Bad Salzuflen von Prüfung zu Prüfung. Im Grand Prix waren Ulla Salzgeber und Rusty noch Sechste, im Special Dritte und in der Kür Vierte.
Im Kampf um den vierten Platz im deutschen EM-Team hat Alexandra Simons-de Ridder gegenüber Jürgen Wirths weiter Boden gutgemacht. Die 35jährige Aachenerin beendete mit Chacomo alle drei Prüfungen vor dem elf Jahre älteren Unternehmer aus Mayen mit Souverän. In der Kür landete Simons-de Ridder mit ihrem erst zehn Jahre alten Holsteiner Wallach Chacomo sogar auf Rang drei. Wirths, der in der Kür Fünfter wurde, bleibt die Hoffnung auf die zweite Sichtung in Verden. Um sein Ziel doch noch zu erreichen, hat er sich auf Diät gesetzt. Gegen zu großen Appetit greift er zwischendurch zur Zigarre. 180 Pfund - mehr will der 1,90 Meter große Modellathlet bei der Deutschen Meisterschaft in drei Wochen nicht auf die Waage bringen. Gut sieben Kilo hat er schon abgenommen. Etwa drei müssen noch folgen.
25.04.1999 Göteborg - Rodrigo Pessoa ist das Nonplusultra im Springreiten. Der brasilianische Weltmeister gewann am Sonntag in Göteborg zum zweiten Mal hintereinander den Weltcup. Der 26jährige mußte allerdings mit dem zehn Jahre alten Hengst Baloubet du Rouet bis zum Schluß zittern, ehe sein Sieg beim mit 816000 Mark dotierten 21. Finale feststand. Nach drei Wertungsprüfungen hatte er nur vier Punkte auf dem Konto und hätte sich vor der Schlußrunde keinen Abwurf erlauben dürfen. Denn der Ire Trevor Coyle auf Cruising war mit 5,5 Punkten nicht wesentlich schlechter als Pessoa. Doch der Südamerikaner hielt dem Druck stand und gewann vor 9000 begeisterten Zuschauern im Scandinavium. Eine Klasseleistung bot Rene Tebbel. Der Emsbürener hatte in dem Springen heute, das in zwei Umläufen entschieden wurde, auf Radiator zunächst eine Nullrunde und anschließend lediglich 0,25 Zeitfehlerpunkte. Er schob sich am Ende mit 8,25 Punkten noch auf den dritten Platz vor. Bis zum Ende hatte auch Ludger Beerbaum (Riesenbeck) noch auf den Sieg hoffen können. Nachdem er in den ersten beiden Wertungsprüfungen die 17jährige Stute Ratina Z geritten hatte, setzte er heute auf den gleichaltrigen Wallach Priamos. Der enttäuschte seinen Reiter zunächst nicht und blieb in der ersten Runde ohne Fehler. Doch im zweiten Abschnitt lief nichts mehr. Zwölf Fehlerpunkte ließen Beerbaums Träume platzen und ihn mit 17 Punkten vom zweiten auf den sechsten Platz zurückfallen. Den Rang teilte er sich mit seiner Schwägerin Meredith Michaels- Beerbaum (Thedinghausen/Bremen). Zwar fehlte ihrer Stute Stella nach drei Prüfungen etwas die Kraft, doch trotz der zwei Abwürfe im ersten und einem Fehler im zweiten Umlauf überzeugte die gebürtige US- Amerikanerin bei ihrem ersten Weltcup-Start für Deutschland. Für Lars Nieberg (Homberg/Ohm), im vergangenen Jahr noch Weltcup- Zweiter, gab es keinen versöhnlichen Abschluß. Auf Esprit hatte der 35jährige in der ersten Runde nur einen Abwurf, im zweiten Durchgang fiel gleich zweimal eine Stange. Am Ende sprang in der Gesamtwertung Platz 20 heraus. Der größte Pechvogel der Deutschen war Alois Pollmann-Schweckhorst (Tholey). Für den Saarländer war schon nach wenigen Sprüngen im ersten Umlauf die Prüfung beendet. Als sein elfjähriger Hengst Power Light nach einem Fehler seines Reiters vor einem Hindernis stehen blieb, gab der 34jährige auf. Er wurde Gesamt- 26. Pessoa unterstrich in Göteborg, daß er der Superstar unter den Springreitern ist. Wenn der dunkelhaarige Südamerikaner in die 10000 Zuschauer fassende Halle ritt, kreischten seine weiblichen Fans wie bei einem Popidol. Er ist längst aus dem Schatten seines 63jährigen Vaters Nelson Pessoa getreten. Früher begleitete Pessoa junior Pessa senior zu Turnieren. Heute ist es umgekehrt. Rodrigo hat sein eigenes Profil entwickelt, ist erwachsener und souveräner geworden. Seine reiterlichen Fähigkeiten sind anerkannt, sein Einfühlungsvermögen für die unterschiedlichsten Pferde wird bewundert. Mit der Zahl der Erfolge stieg auch Rodrigo Pessoas Ansehen unter den Kollegen. In ihm haben die Springreiter einen engagierten Kämpfer für ihre Interessen gefunden, dessen Wort an Gewicht gewonnen hat. In Göteborg vertrat er gemeinsam mit dem Iren Peter Charles die Belange der Reiter gegenüber den Weltcup-Organisatoren und den Turnierveranstaltern. Auf der Sitzung wurde eine Modus-Änderung für die westeuropäischen Qualifikationsturniere beschlossen. Ab der Hallen-Saion 1999/2000 wird bei jeder Weltcup-Veranstaltung eine Vorqualifikation am Freitag und ein Hauptspringen der besten 18 am Samstag eingeführt. Ferner wurde entschieden, daß die Zahl der Qualifikationsturniere in Westeuropa von 12 auf 15 erhöhten wird. Durch die Modus-Änderung soll das Hauptspringen nur noch eine Stunde dauern und attraktiver für das Fernsehen werden. Die FEI will demnächst einen Vertrag mit dem Sender Eurosport abschließen, der die Weltcup-Springen am Samstag zwischen 21.00 und 22.00 Uhr live übertragen soll. Das nächste Finale findet vom 19. bis 23. April 2000 erstmals in Las Vegas statt. Weltcup-Direktor Max E. Ammann bestätigte, daß eine Option für weitere Final-Turniere in dem Spielerparadies im US- Bundesstaat Nevada besteht. So könnte die Endrunde ab 2003 alle zwei Jahre in Las Vegas stattfinden.
11.04.1999 Dortmund - Anky van Grunsven bleibt die überragende Dressurreiterin im Weltcup. Zum vierten Mal nach 1995, 1996 und 1997 holte sich die niederländische WM-Zweite beim Turnier in Dortmund den wichtigsten Hallen-Titel und ist Rekordtitelträgerin. Auf ihrem Ausnahmepferd Bonfire glänzte die 31jährige mit zwei überragenden Erfolgen im Grand Prix am Samstag und in der Kür mit Musik am Sonntag und sicherte sich 24000 Mark von der Gesamtprämie von 120000 Mark. Sie ließ der hinter ihr plazierten deutschen Konkurrenz mit Doppel-Weltmeisterin Isabell Werth (Rheinberg) auf Antony, Jürgen Wirths (Mayen/Koblenz) auf Souverän und Alexandra Simons-de Ridder (Aachen) auf Chacomo keine Chance.
«Bonfire wird im Alter immer relaxter. Er zeigte sich hier wesentlich frischer als noch vor zwei Wochen», lobte Anky van Grunsven ihren 16 Jahre alten Oldenburger Wallach. Vor allem in der Kür nach Motiven aus dem Bernstein-Musical «Westside-Story» am Sonntag begeisterte das Paar die 5500 Zuschauer. In dieser Form sind Anky van Grunsven und Bonfire bei der Europameisterschaft im Juli in Arnheim nur schwer zu schlagen.
Da aber ihre Dauerrivalin Isabell Werth im Weltcup auf ihr Olympia- und WM-Pferd Gigolo verzichtet, ließen sich nur bedingt Vorhersagen über die Kräfteverhältnisse in diesem Jahr machen. Das Duell der beiden überragenden Reiterinnen dieses Jahrezehnts fand einfach nicht statt. «Wir haben unser Maximalziel mit Platz zwei erreicht. Antony hat sich verantwortungsvoll gezeigt. An Anky mit Bonfire konnten wir nicht herankommen», sagte die 29jährige Werth. Auf dem 13jährigen Wallach Antony, der nach dem Tod von Amaretto ihr zweitbestes Pferd ist, kam sie im Grand Prix und in der Kür nach einer starken Vorstellung jeweils auf Platz zwei.
Der mit Spannung erwartete Zweikampf zwischen der Newcomerin Alexandra Simons-de Ridder und Wirths ging an die Aachenerin. Im Grand Prix und auch in der Kür lag die 35jährige knapp vor dem Deutschen Meister. Die beiden gelten als Anwärter auf dem vierten und letzten Platz im Team für die EM. Die entscheidenen EM-Sichtungen sind in Bad Salzuflen und bei den deutschen Meisterschaften in Verden/Aller im Mai. Die schwedische Titelverteidgerin Louise Nathhorst mußte am Sonntag vor ihrer Kür passen, da Walk on Top leicht erkrankte.
Unmut bei den Beteiligten lösten die ihrer Meinung nach schlechten Rahmenbedingungen in Dortmund aus. Die Dressurreiter fühlen sich von den Organisatoren an den Rand gedrängt. «Das geht so nicht für ein Weltcup-Finale», sagte Isabell Werth. Auch der international bekannte ehemalige Richter Heinz Schütte (Braunschweig) fand deutliche Worte: «Was wir am Samstag erlebt haben, war blamabel.»
Die Dressurreiter kritisierten die mangelhaften Trainingsmöglichkeiten, die lieblose Gestaltung des Wettbewerbs und vor allem die unattraktive Terminierung des Grand Prix am Samstag Vormittag. Dadurch fand auch die aufwendige TV-Übertragung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) auch zu einer ungünsigen Fernseh-Zeit statt. Ferner stieß bei den Reitern auf Unverständis, daß Werbebanden am Viereck aufgestellt wurden, ohne daß die sensiblen Tiere sich darauf einstellen konnten.
Die Dressurreiter fordern mehr Mut zu Innovationen von den Organisatoren und verweisen auf das Ausland. «Wir haben in Deutschland eingefahrene Traditionen», nannte Werth als Grund für fehlende Änderungsbereitschaft. «Doch in Zukunft werden wir unsere Ansprüche deutlicher stellen.» (dpa)
10.04.99 Dortmund - Die Schweizer haben den deutschen Reitern beim Weltcup-Springen im Rahmen des Dortmunder Hallenturniers die Show gestohlen. Als letzter von 15 Startern schnappte Markus Fuchs heute mit einem furiosen Ritt auf Tinka's Boy seinem Landsmann Beat Mändli noch den Sieg weg. Fuchs blieb fehlerfrei und benötigte nur 31,73 Sekunden für den Parcours. Mändli hatte auf Pozitano null Fehlerpunkte und eine Zeit von 33,85 Sekunden vorgelegt. Dritter wurde Mannschafts-Weltmeister Lars Nieberg (Homberg/Ohm) mit Esprit (0 Fehlerpunkte/34,07 Sekunden) vor Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen/Bremen) auf Stella (0/34,22).
Auch ohne Sieg gab es für die Deutschen in der letzten von zwölf Wertunsgprüfungen für das Weltcup-Finale in zwei Wochen in Göteborg Grund zum Jubeln. Denn der Saarländer Alois Pollmann-Schweckhorst (Tholey) schaffte auf Power Light als Sechster noch den Sprung unter die ersten 18 der Westeuropa-Liga und qualifizierte sich für die Endrunde in Schweden. Insgesamt fahren vier deutsche Reiter nach Göteborg. Schon vor dem Springen in Dortmund standen Nieberg, Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) und der Emsbürener Rene Tebbel als Teilnehmer fest. Beerbaum wurde in Dortmund im Stechen Zwölfter, Tebbel hatte auf Radiator einen Abwurf im Normalumlauf.
Pech hatte Meredith Michaels-Beerbaum, die als 20. der Westeuropa- Liga nicht nach Göteborg fahren darf. Der WM-Dritte Franke Sloothaak (Borgholzhausen) mußte seine letzte Hoffnung auf einen Finalstart schon im Normalumlauf begraben. Nach einem Abwurf mit Cassini gab der 41jährige auf.
Im Weltcup-Finale der Dressurreiter wurde die Niederländerin Anky van Grunsven ihrer Favoritenrolle bereits im Grand Prix eindrucksvoll gerecht. Die WM-Zweite setzte sich in dem ersten Final-Teil mit dem 16 Jahre alten Oldenburger Wallach Bonfire verdient mit 1576 Punkten durch. Sie verwies das deutsche Trio Isabell Werth (Rheinberg) mit Antony (1498 Punkte), Alexandra Simons-de Ridder (Aachen) mit Chacomo (1471) und Jürgen Wirths (Mayen/Koblenz) mit Souveraen (1470) auf die folgenden Plätze. Die 31jährige van Grunsven dürfte mit ihrem WM-Pferd auch in der Kür mit Musik am Sonntag nicht zu schlagen sein und den Weltcup zum vierten Mal nach 1995, 1996, und 1997 holen.
Von einer Neuauflage des Duells zwischen der Niederländerin und ihrer Dauerrivalin Isabell Werth konnte in Dortmund nicht die Rede sein. Die 29jährige deutsche Doppel-Weltmeisterin schont im Weltcup ihr bestes Pferd Gigolo und startete mit ihrem Zweitpferd Antony. «Mir war klar, daß an Anky nicht heranzukommen ist, wenn sie Bonfire reitet», erklärte sie. Platz zwei nannte sie als Maximalziel.
Den internen deutschen Zweikampf zwischen Alexandra Simons-de Ridder und Jürgen Wirths entschied die Aachenerin knapp für sich. Auf dem zehn Jahre alten Holsteiner Wallach Chacomo steigerte sich die 35jährige im Laufe der Prüfung und hatte am Ende einen Punkt Vorsprung vor dem dem Deutschen Meister. Wirths und sein 14 Jahre alter Hannoveraner Wallach Souveraen präsentierten sich gewohnt zuverlässig. Die beiden Reiter gelten als aussichtsreichste Anwärter auf den vierten und letzten Platz im EM-Team. (dpa)
11.04.1999 Dortmund - Alois Pollmann-Schweckhorst aus Tholey ist beim Weltcup-Finale der Springreiter in zwei Wochen in Göteborg mit dabei. Der Nationenpreis-Reiter schaffte buchstäblich "auf den letzten Drücker" die Qualifikation fürs große Finale. Beim Weltcupspringen in Dortmund wurde der Tholeyer Sechster und sicherte sich die noch fehlenden Punkte. Dabei verzichtete "APS" im Stechen der besten 15 auf seine Sieg-Chancen. Mit seinem Hengst Power Light ritt "APS" auf Sicherheit. "Zu Null" mußte es sein. Und seine Rechnung ging auf. In 34,56 Sekunden belegte Pollmann-Schweckhorst Platz sechs, und mit jetzt 41 Punkten qualifizierte er sich als 16. der Europaliga fürs Weltcup-Finale in Göteborg. Für den 34 Jahre alten Tholeyer ist Power Light ein absoluter Glücksfall. "Das beste Pferd, das ich je geritten habe, mit unwahrscheinlich viel Sprung-Vermögen und außerdem mit einer stoischen Ruhe", lobte "APS" seinen elf Jahre alten Fuchshengst.
Den Sieg in Dortmund sicherte sich der Schweizer Markus Fuchs. Als letzter Starter im Stechen raste Fuchs mit Tinkas Boy in 31,73 Sekunden fehlerfrei über den Parcours. Zweiter wurde sein Landsmann Beat Mändli mit Pozitano, der 33,85 Sekunden benötigte. Platz drei belegte der Homberger Mannschafts-Olympiasieger Lars Nieberg vor Meredith Michaels-Beerbaum aus Thedinghausen. Die zwei haben sich damit ebenso wie Pollmann-Schweckhorst, Ludger Beerbaum (Emsbüren) und Rene Tebbel (Emsbüren) fürs Weltcup-Finale qualifiziert.
Dortmund bot wieder einmal Reitsport vom Feinsten, doch die Jahre mit einer proppenvollen Westfalenhalle anläßlich des Reitturniers in Dortmund sind endgültig Vergangenheit. Beim 47. CHI seit 1953 suchten kaum mehr als 3500 Zuschauer den Weg in den Kuppelbau.
Noch schlimmer traf es die Dressur-Reiter. Die Holländerin Anky van Grunsven ritt vor leeren Stuhlreihen zum Sieg. In der eigens angelegten Kurzfassung des Grand Prix erhielt die Vize-Weltmeisterin und Olympia-Zweite mit dem Oldenburger Bonfire 1576 Punkte. Isabell Werth (Rheinberg) lag mit ihrem Zweitpferd Nissan-Giorgio (1498) deutlich als Zweite zurück. Für den Veranstalter scheint indes nur noch die TV-Übertragung von Wichtigkeit. Uwe Schulten-Baumer, Trainer von Isabell Werth, nachdem der zusätzliche Grand Prix außerhalb des Weltcupfinals für sieben Uhr angesetzt war: "Unverschämt. Ich würde mir um diese Zeit auch keine Dressur angucken." Hätte er eine Karte kaufen wollen, hätte er es nicht gekonnt. Die Kassen waren nicht geöffnet.
31 March 1999 FEI/BCM WORLD RIDERS RANKINGS: WILLI MELLIGER NUMBER ONE Following his top results in Paris-Bercy and Zurich Willi Melliger is the new No 1. It is the first time that the 45 years old Swiss has climbed to the top. He is, since September 1991, the 7th number-one-rider; the others were:
John Whitaker (twice for a total of 21 months) Eric Navet (once for 2 months) Ludger Beerbaum (seven times for a total of 36 months) Michael Whitaker (once for 11 months) Franke Sloothaak (once for 13 months) Hugo Simon (five times for a total of 7 months)
Ludger Beerbaum, who took over from Hugo Simon on 2 March, is now number two, while Hugo Simon, not competing at the moment, has dropped to fifth, exchanging places with Rodrigo Pessoa.
09.04.1999 - Dressur Dortmund - Alexandra Simons-de Ridder ist die Exotin der Dressurreit-Szene. Zumindest behauptet die 35jährige das von sich selbst. Im Unterschied zu ihren Kolleginnen und Kollegen setzt sie ihrer Meinung nach andere Prioritäten. «Die Familie geht vor, erst dann kommen die Pferde», sagt sie. Doch auch wenn ihre beiden Töchter und ihr Mann die Hauptrollen in ihrem Leben spielen, in puncto Ehrgeiz steht die Senkrechtstarterin ihrer Konkurrenz kaum nach. Die Tochter eines Möbelhaus-Besitzers aus Aachen träumte schon als Kind davon, einmal in die Dressur-Weltelite vorzudringen. Dank Chacomo hat sich diese Sehnsucht für Alexandra Simons-de Ridder erfüllt. Auf dem zehn Jahre alten Holsteiner Wallach gelang ihr in dieser Weltcup-Saison endgültig der internationale Durchbruch. Frühzeitig qualifizierte sie sich für das Finale in Dortmund an diesem Wochenende und wird erstmals am Samstag und Sonntag in der Westfalenhalle im Blickpunkt einer breiten Öffentlichkeit stehen. Zu hohe Erwartungen will Alexandra Simons-de Ridder nicht wecken, weder bei sich noch bei anderen: «Das Nervenkostüm von Chacomo ist noch nicht gefestigt, was bei einem zehnjährigen Pferd normal ist. Das wird sich in den nächsten Jahren legen. Man muß sehen, wie er auf die Situation in Dortmund reagiert.» Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei er schon «krisenerprobter geworden». Alexandra Simons-de Ridder und Chacomo gelten als Paar, das in den nächsten Jahren die von Isabell Werth (Rheinberg) und der Niederländerin Anky van Grunsven angeführte Rangordnung verändern kann. Schon in diesem Jahr wird Alexandra Simons-de Ridder von der Konkurrenz genau beäugt. Durch den Abschied von Karin Rehbeins Hengst Donnerhall ist ein Platz in der erfolgsverwöhnten deutschen Equipe frei geworden. Um bei der EM im Juli in Arnheim den Team-Titel zu verteidigen, brauchen Isabell Werth, Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) und Nadine Capellmann-Biffar (Aachen) ein neues starkes Mitglied. Simons-de Ridder wird neben dem Deutschen Meister Jürgen Wirths (Mayen/Koblenz) als Anwärterin auf den vierten Platz gehandelt. Mit den gewachsenen Erwartungen versucht Alexandra Simons-de Ridder gelassen umzugehen: «Natürlich will ich immer gewinnen. Aber wenn es nicht klappt, ist es nicht schlimm. Ich freue mich auch über gute Ritte anderer Reiter.» Mit den Sticheleien, die in den Dressur- Kreisen oft üblich sind, will sie nichts zu tun haben. Sie verstehe sich mit allen gut, versichert sie. Spricht sie von ihrem Erfolgsgaranten Chacomo, gerät Alexandra Simons-de Ridder ins Schwärmen: «Er ist ein Pferd, was vielleicht alle 25 Jahre auf die Welt kommt.» Der Wallach wird seit drei Jahren von ihr geritten. Er ist mit dem legendären Granat verwandt, dem Wunschpferd von Alexandra Simons-de Ridder aus Kindheitstagen. Mit Granat feierte die Schweizerin Christine Stückelberger in den 70er und Anfang der 80er Jahren große Erfolge. Alexandra Simons-de Ridders Mann und Trainer, der Niederländer Ton de Ridder, formte Chacomo zu einem Toppferd. Zusätzlichen Rat holt sich das Ehepaar alle zwei bis drei Wochen beim ehemaligen Bundestrainer Jo Hinnemann. Sollte es mit der erhofften Karriere im Dressur-Viereck nicht klappen, wird sich Alexandra Simons-de Ridder nicht lange grämen. 1985 überlebte sie nur knapp eine Massenkarambolage auf der Autobahn. Seit dem Unfall hat sie eine Narbe auf der Stirn. Diese erinnert sie stets daran, daß es Wichtigeres im Leben gibt als den Sport. (dpa)
08.04.1999 - Springreiter Franke Sloothaak (Borgholzhausen) muß weiter auf das Weltklasse-Pferd Joly Coeur verzichten. Der Mannschafts-Weltmeister und sein italienischer Sponsor (San Patrignano) wollen frühestens in der kommenden Woche über eine Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit verhandeln. Das teilte der 41jährige heute mit. Bis zu einer Entscheidung bleiben Joly Coeur und drei Nachwuchspferde bei den Brüdern Giacomo und Andrea Muccioli in der Nähe von Rimini und werden nicht im Turniersport eingesetzt. Der 13 Jahre alte Wallach Joly Coeur, mit dem Sloothaak bei den Weltmeisterschaften im Oktober in Rom neben dem Mannschafts-Titel auch den dritten Platz im Einzel erreichte, und die anderen drei Pferde wurden am vergangenen Samstag auf Veranlassung ihrer italienischen Besitzer vom ostwestwälischen Borgholzhausen in den Muccioli-Stall gebracht. In der Nähe von Rimini betreiben die Brüder ein Therapiezentrum für Drogenabhängige. Sloothaak möchte den auslaufenden Vertrag verlängern, ist aber mit den bisherigen Bedingungen unzufrieden. Die alte Vereinbarung sah vor, daß er ausschließlich Pferde der Italiener reitet. Ausnahmen sind der Hengst Cassini und die Stute Landdame. Cassini ist im Besitz des Holsteiner-Verbandes, startet aber unter dem Sponsor-Namen. Landdame gehört der Sloothaak-Familie. Mit diesen Pferden will der gebürtige Niederländer auch am Wochenende beim Weltcup-Turnier in Dortmund starten. Sloothaak war Anfang 1993 von Vincenzo Muccioli, Vater der beiden Brüder und Gründer des Therapiezentrums, unter Vertrag genommen worden. Nach dem Tod von Vincenzo Muccioli 1995 zeigten dessen Söhne nur wenig Interesse an der Zusammenarbeit und kauften Sloothaak keine international konkurrenzfähigen Pferde mehr.
07.04.99 Franke Sloothaak steht wieder einmal vor einer ungewissen Zukunft. - Der 41 Jahre alte Springreiter hatte erst im vergangenen Jahr nach einer langen Pechsträhne ein glänzendes Comeback bei den Weltmeisterschaften im Oktober in Rom mit dem Gewinn des Mannschafts-Titels und dem dritten Platz im Einzel gefeiert. Doch nun droht die Zusammenarbeit mit seinem italienischen Sponsor (San Patrignano) zu zerbrechen. Sollte es zur Trennung kommen, würde er voraussichtlich sein WM-Pferd Joly Coeur verlieren. Anlaß zu neuen Spekulationen über ein bevorstehendes Ende hat am Samstag die kurzfristige Verlegung des 13 Jahre alten Wallachs und drei weiterer Nachwuchspferde aus Sloothaaks Stall in Borgholzhausen auf das Anwesen ihrer Besitzer in die Nähe von Rimini gegeben. Laut Sloothaak soll Joly Coeur in Italien untersucht werden. Sein WM-Pferd hatte sich beim Weltcup-Turnier in Bologna im Februar verletzt. Sloothaak will noch in dieser Woche nach Italien zu reisen, um mit dem Brüderpaar über einen neuen Kontrakt zu reden. Beim Finale des Dressur-Weltcups in Dortmund schlägt die Stunde der Herausforderer. Bei der ersten wichtigen Entscheidung im Europameisterschafts-Jahr machen sich Top-Reiter und -Pferde rar. Besondere Beachtung finden deshalb der deutsche Meister Jürgen Wirths (Mayen/Koblenz) mit Souverän und die Senkrechtstarterin der Saison, Alexandra Simons-de Ridder (Aachen), mit Chacomo.
21.03.1999 s'Hertogenbosch - Mannschafts-Weltmeister Lars Nieberg hat das Weltcup-Springen in der niederländischen Stadt s'Hertogenbosch gewonnen. Der 35 Jahre alte Gestütsleiter aus Homberg/Ohm setzte sich heute auf Esprit im Stechen durch. Mit seinem fehlerfreien Ritt auf dem 14 Jahre alten Hannoveraner Wallach in 30,69 Sekunden verwies er den ebenfalls fehlerfreien Niederländer Emile Hendrix mit Finesse (31,60 Sekunden) auf Platz zwei. Nieberg verbesserte sich durch den Sieg in der zehnten von zwölf Qualifikationsprüfungen auf Platz neun in der Westeuropa-Liga und hat sich seinen Platz im Weltcup-Finale vom 22. bis 25. April in Göteborg so gut wie gesichert.
Er und Hendrix waren in s'Hertogenbosch die einzigen von vier Reitern im Stechen, die ohne Fehlerpunkte blieben. Dritter wurde vor 9000 Zuschauern der Ire Trevor Coyle mit Cruising (3 Fehlerpunkte/46,12 Sekunden) vor seinem Landsmann und Ex- Europameister Peter Charles auf Carnavelly (4/31,78).
Um die Finalteilnahme in Göteborg muß noch der Mannschafts- Weltmeister und WM-Dritte Franke Sloothaak zittern. Der 41jährige aus Borgholzhausen kam auf Cassini nur auf Rang fünf, den er sich mit zehn anderen Reitern teilen mußte. Ausgerechnet am letzten Hindernis im Normalumlauf hatte Sloothaak auf seinem elf Jahre alten Holsteiner Hengst einen Abwurf und verpaßte den Sprung in das Stechen. Er muß nun bei den Turnieren Ostern in Aarhus und eine Woche später in Dortmund die nötigen Punkte holen, um in Göteborg noch zu starten. In Dortmund will Sloothaak wieder auf sein derzeit verletztes WM-Pferd Joly Coeur zurückgreifen.
Ebenfalls Fünfte wurden Doppel-Europameister Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Ratina Z und der Emsbürener Rene Tebbel mit Le Patron, die auch jeweils einen Abwurf hatten. Beerbaum ist schon für das Finale in Schweden qualifiziert und rangiert in der Westeuropa- Liga an dritter Stelle. Auch Tebbel kann als Gesamt-Siebter schon für Göteborg planen.
Im Weltcup-Finale der Dressurreiter kommt es vom 8. bis 11. April in Dortmund zur Neuauflage des Dauerduells zwischen Doppel- Weltmeisterin Isabell Werth (Rheinberg) und ihrer niederländischen Rivalin Anky van Grunsven. Mit ihrem Sieg beim letzten Qualifikationsturnier in s'Hertogenbosch schaffte van Grunsven noch den Sprung in die Endrunde in der Westfalenhalle. Die 31jährige gewann am Samstag auf ihrem Top-Pferd Bonfire (82,22 Prozentpunkte) die Kür mit Musik überlegen vor dem Deutschen Meister Jürgen Wirths (Mayen/Koblenz) mit Souverän (75,86) und ihrem niederländischen Trainingspartner Arjen Teeuwissen mit Goliath (73,43). Hinter dem Briten Richard Davison mit Askari (73,06) belegte Isabell Werth auf ihrem Nachwuchspferd Giorgio (72,58) Platz vier. Van Grunsven hatte schon am Freitag mit Bonfire den Grand Prix für sich entschieden.
Bereits vor dem Hallenturnier in den Niederlanden standen Isabell Werth als Siegerin der Westeuropa-Liga sowie Jürgen Wirths und die Aachenerin Alexandra Simons-de Ridder als Teilnehmer des Finals von Dortmund fest. Alexandra Simons-de Ridder, die am Freitag in s'Hertogenbosch Zweite im Grand Prix geworden war, hatte am Samstag Pech. Nach einer mißglückten Pirouette mit Chacomo kam die 35jährige nicht mehr richtig in Tritt und mußte sich am Ende mit 71,83 Prozentpunkten und Rang sieben zufriedengeben.
17.03.1999 Paris - Doppel-Europameister Ludger Beerbaum hat das Weltcup-Springen beim internationalen Hallenreitturnier in Paris gewonnen. Auf Priamos setzte sich der 35jährige aus Riesenbeck heute im Stechen mit einem fehlerfreien Ritt in 39,22 Sekunden durch. Zweiter wurde der Schweizer WM-Vierte Willi Melliger mit Calvaro Z (0 Fehlerpunkte/40,83 Sekunden) vor dem Franzosen Xavier Caumont mit Baladine (0/40,90). Dank seines Erfolges ist Beerbaum nach neun von zwölf Prüfungen für das Finale im April in Göteborg qualifiziert. Weniger Glück hatte der zweite deutsche Starter im Stechen von Paris: Alois Pollmann- Schweckhorst (Tholey) kam mit Power-Light nach einem Abwurf mit vier Fehlerpunkten und in 39,22 Sekunden auf Platz neun. Insgesamt hatten neun Reiter den entscheidenen Umlauf erreicht. Beste Teilnehmerin im Dressur-Weltcup war Anky van Grunsven. Die Niederländerin entschied auf Partout die Kür mit Musik für sich. Mit 76,92 Punkten verwies die WM-Zweite den Deutschen Meister Jürgen Wirths (Mayen/Koblenz) auf Souverän (75,73) und die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin Isabell Werth auf Giorgio (74,09) auf die Plätze zwei und drei. Isabell Werth aus Rheinberg führt nach sechs von sieben Prüfungen die Europazone des Weltcups mit 88 Punkten vor Wirths (64) und Imke Bartels (Niederlande/54) an. Das Finale findet im April in Dortmund statt.
18.03.1999 Zürich Noch vor wenigen Tagen gewann Markus Fuchs am CSI von Moorsele im Sattel von Tinka's Boy den Grand Prix. Am bevorstehenden CSI Zürich (25. bis 28. März) wird der Springreiter und Pferdehändler, der seit 21 Jahren in St. Josefen bei St. Gallen wohnt und als einer der wenigen Vertreter seiner Gilde über ein Reitlehrer-Diplom verfügt, im Hallenstadion aber nicht nur zu den vielbeachteten Schweizer Teilnehmern zählen. Fuchs wird auch «Prellbock» sein, wie er anlässlich einer Medienorientierung abermals betont. Von Mitorganisator Rolf Theiler hatte der Professional das Amt des Sportchefs und damit die Zusammenstellung des Teilnehmerfeldes übernommen. Vielen reitenden Kollegen musste er in dieser Funktion eine Absage erteilen, weil die Zahl jener, die nach Zürich kommen wollten, deutlich über dem Kontingent lag, das Fuchs hatte. «Es wird schon hin und wieder passieren, dass ich deswegen nun selber nicht mehr an ein Turnier eingeladen werde. Doch mit dem kann ich leben, ich will ja nicht mehr so viel starten wie bisher.» Eigentlich aber könnte der Job von Fuchs ganz angenehm sein. Er darf Leute einladen, Geld verteilen und muss sich um die ganz delikaten Angelegenheiten nicht einmal selber kümmern. Die Gespräche jedenfalls mit Stefan Lauber, der wie alle Reiter des Schweizer EM-Kaders einen Startplatz in Zürich zugesichert erhalten hatte, führten die Brüder Theiler selber. Wegen neuerlicher Ausschweifungen wird Lauber vom Schweizerischen Verband für Pferdesport (SVP) derzeit für internationale Anlässe nicht mehr aufgeboten, wobei sich die Situation im Hinblick auf den CSI insofern gewissermassen selber löste, als sich auch das zweite Pferd des schwer kalkulierbaren Reiters verletzte. Wie Hugo Simon verfügt Lauber damit momentan auf dem geforderten Niveau nicht über einsatzfähige Vierbeiner. «Keiner bekommt in Zürich Geld. Ich könnte mir vorstellen, dass man dem Weltmeister Pessoa das Nenngeld schenkt. Die Prüfungen am CSI sind hoch dotiert, der ganze Anlass hat unter den Reitern einen guten Namen. Es wäre daher nicht geschickt, wenn man nun plötzlich anfangen würde, den Reitern für das Kommen Geld zu geben.» Als besondere Attraktion wird heuer der 26jährige Publikumsliebling Rodrigo Pessoa verkauft, weil der Show-Teil des CSI dem brasilianischen Karneval und der Sambaschule Beija-Flor gewidmet ist. Freilich lässt sich eine klare Linie zwischen Sport und Show nicht mehr ziehen, auch wenn nun erstmals das Kulturgut Pferd im Unterhaltungsprogramm des CSI keinen Platz mehr findet. Reiter und Reiterinnen, die nicht der auserlesenen Spitzengruppe angehören, figurieren im Starterfeld - Sponsoren oder blaublütige Abstammungen machen es möglich. Und zudem vermag die Knock-out-Prüfung vom Samstag abend jeweils nur das Publikum - und dank dem Preisgeld auch die Reiter - zu erfreuen; nicht die Pferde. Sie werden unter grossem Lärm von den Zuschauerrängen in horrendem Tempo über die Hindernisse gejagt, so dass sie oftmals ganz verstört die Halle verlassen und selbst am nächsten Tag noch einen verwirrten Eindruck machen. «Die Reiter sind nicht nur dann zufrieden, wenn das Preisgeld stimmt. Jeder ist doch so clever oder einsichtig genug, um zu akzeptieren, dass jede Veranstaltung einige «Hudelspringen» braucht. Man kann nicht nur Grand Prix und sportlich hochstehende Prüfungen durchführen. Sicherlich sind die Pferde nach einem Knock-out etwas durcheinander, man braucht daher ja auch einen «kalten» Typ und nicht einen absoluten «Kracher». Vom CSI-Publikum sind 70 Prozent überhaupt keine «Rösseler». Deshalb sollte eine Show ohne Pferde Anklang finden.» Mit der 12. Austragung nimmt der CSI übrigens Abschied vom März-Termin. Er rückt künftig in den Februar (kein Eishockey). Im internationalen Pferdesport-Kalender bedingt dies neue Absprachen, was freilich auch dazu genutzt werden kann, eine neue Ausrichtung zu suchen. Längerfristig ist der Routinier Fuchs an einem Ausbau seiner Sportchef-Tätigkeit interessiert, weshalb er wohl auch Einfluss auf das weitere Programm nehmen dürfte und sich dereinst am Turnier selber noch um andere Bereiche kümmern könnte - etwa um Dopingkontrollen? «Mit dem neuen Termin wird es einige Jahre brauchen, bis die Reiter wieder wissen, von wann bis wann sie welches Pferd an welchen Turnieren einsetzen und wann sie ihnen eine Pause gönnen wollen. Im Februar macht es Sinn, junge Pferde zu berücksichtigen. Dann hat man trotzdem alle guten Reiter hier, auch wenn sie nicht auf ihren absoluten Spitzenpferden sitzen. Doch das interessiert das breite Publikum, mit der Ausnahme Calvaro, ohnehin nicht besonders. Das neue Datum ist sicherlich Anlass, das Programm zu überdenken. Ich befürworte Dopingkontrollen. Doch das Ganze ist reine Heuchelei. Denn es ist eine ständige Gratwanderung, ob ein abgegebenes Medikament am Turnier noch nachgewiesen werden kann oder eben gerade nicht mehr.»
28.02.1999 Aachen - Der in letzter Zeit vom Verletzungspech seiner Pferde verfolgte Deutsche Meister der Springreiter trumpfte auf: Otto Becker (Mühlen) diktierte am Schlußtag das Geschehen beim 14. Aachener Hallen-Reitturnier. Mit dem zehnjährigen Wallach Acordo siegte er im Großen Preis, kassierte 6000 Mark Siegprämie und verwies Holger Wenz (Laabertal) mit Lord sowie Jeroen Dubbeldam, den niederländischen Senkrechtstarter des Vorjahres, mit Chanel auf die nächsten Plätze.
Zuvor hatte der 40jährige schon mit der zehnjährigen Stute Capella das Finale der «Kleinen Tour» für sich entschieden. «Zweimal an einem Tag zu gewinnen, ist nicht so einfach. Man muß halt die richtigen Hosen anziehen», scherzte der gelernte Winzer. Die drei Aachener Turniertage nutzten auch der 47jährige Heinrich-Wilhelm Johannsmann (Steinhagen) mit dem achtjährigen Hengst Focus vom nordrhein- westfälischen Landgestüt in Warendorf und Ralf Schneider (Riesenbeck) mit seiner Erfolgsstute Padua sowie Grace Argentina zu zwei Siegen. Helena Weinberg (Eschweiler) meldete sich nach dem Verlust ihres Erfolgspferdes Ferdinand mit ihrer Neuerwerbung Little Gun zurück, war stets vorne mit dabei.
Die Dressurkonkurrenzen standen im Zeichen der Lokalmatadorin Nadine Capellmann-Biffar. Die 33jährige Mannschaftsweltmeisterin gewann alle vier Prüfungen: Mit ihrem neunjährigen westfälischen Fuchswallach Farbenfroh siegte sie im Grand Prix und im Grand Prix Special. Mit dem achtjährigen Holsteiner Wallach Cockney belegte sie im St.-Georg-Preis und in einer S-Dressur die ersten Plätze.
Einzel-Weltmeisterin Isabell Werth (Rheinberg) gönnte ihren bewährten Pferden noch eine Pause, nutzte das Turnier, um dem Pferde- Nachwuchs eine Chance zu geben. So belegte sie im Grand Prix auf Woticelli und Aleppo die Plätze zwei und drei und im Special auf Aleppo hinter Michael Klimke (Münster) auf White Foot den dritten Rang. Als Vierte im Special meldete sich Monica Theodorescu (Sassenberg) nach langer «Durststrecke» zurück. Mit ihrem Wallach Top Secret unterstrich sie erneut, daß sie ganz vorn wieder ein Wort mitreden will.
26.02.1999 Dortmund - Vom 08. bis 11. April 1999 ist es wieder so weit. Die Dortmunder Westfalenhallen öffnen ihre Tore zum Internationalen Reitturnier. Starbesetzung im Pferdesattel, Entscheidungen in Springprüfungen von Weltklasse, internationales Flair und Spannung pur garantiert das Turnier in den Dortmunder Westfalenhallen seit vielen Jahren. An diesen vier Tagen wird also wieder einmal viel Spannung und vor allem Reitsport der Spitzenklasse geboten. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Für Gruppen und Vereine sind die Konditionen besonders günstig. Weitere Informationen erhalten Sie unter der Tickethotline 0231-1204-666 oder Fax: 0231-1204-888.
Dortmund ist 1999 Austragungsort des Weltcupfinales der Dressur Wenn vom 08. bis 11. April 1999 der Geruch von Pferden und Sägespänen in die Westfalenhalle von Dortmund einzieht, dürfen Hippo-Fans sicher sein: Beim CSI-W/CDI-W Finalturnier sattelt mal wieder die Creme de la Creme. Seit vielen Jahren zählt die Veranstaltung im Herzen von Westfalen zu den internationalen Top-Events. Wer im großen Spring- und Dressursport etwas auf sich hält, hat Dortmund auf jeden Fall im Terminkalender stehen. Internationale Equipen wählten das Turnier sogar schon zur besten Hallenveranstaltung weltweit. Und das will schließlich etwas heißen.
Zum Ende der Hallensaison wartet das 47. Internationale Reitturnier in den Dortmunder Westfalenhallen mit einem besonders glanzvollen Höhepunkt des Reitsports auf: Das FEI Dressur-Weltcup-Finale wird ausgetragen! Somit blicken Fachleute aus der ganzen Welt mit besonderem Interesse nach Dortmund, wo die Schwedin Louise Nathhorst ihren Weltcup-Titel verteidigen will. Ist das Publikum in Dortmund seit jeher mit international besetztem Reitsport der Spitzenklasse verwöhnt, wird durch das Weltcup-Finale in diesem Jahr sogar kontinentale Präsenz von Finnland bis Südafrika garantiert, denn mittlerweile existieren nicht weniger als 13 Weltcup-Ligen auf der ganzen Welt, die ihre Qualifikanten zum Finale nach Dortmund schicken.
Das Parcours-Programm bietet vor allem drei Highlights: Championat von Dortmund, präsentiert von den SIGNAL-Versicherungen, das Weltcup-Springen und der Kronen Champions Cup am Sonntag nachmittag. Bekannte Persönlichkeiten der Reitergeschichte trugen sich in die Siegerlisten ein. Da gewann beispielsweise Fritz Thiedemann mit seinem legendären "Meteor" 1955 und 1956 den Preis der Bundesrepublik. Hans Günter Winkler war zweimal mit seinem "Romanus" siegreich. Und ganz oben auf dem Treppchen standen außerdem der Italiener Piero d’Inzeo, der Brasilianer Nelson Pessoa, Alwin Schockemöhle, John Whitacker (5 Siege!) und andere Superstars im Springsattel. 1998 preschte Weltranglisten Erster Ludger Beerbaum mit Priamos an die Spitze.
24.02.1999 Zangersheide Sensationsberichte In den vergangenen Wochen erschienen im Fernsehen und in anderen Medien alarmierende Berichte über mögliche Aktionen, die zum Abriß Zangersheide führen könnten. Ohne detailliert zu einem laufenden Verfahren Stellung zu nehmen, kann ich Ihnen mitteilen, daß das Wohnhaus und die Reithalle auf Zangersheide 1968 mit den erforderlichen Baugenehmigungen in einem landwirtschaftlichen Gebiet erstellt wurden. Eine Genehmigung zum Bau einer Pförtnerwohnung wurde abgelehnt, und dazu wurde bis zur höchsten Instanz (‘Raad van State’) prozessiert. Der ‘Raad van State’ hat nach 23 Jahren (im August 1998) ein Urteil gesprochen und darin die Verweigerung der Baugenehmigung für unrechtmäßig erklärt. Im Gegensatz zum Abriß einiger Villen, die in Naturschutzgebieten errichtet wurden und für die vielfach schon vor über 10 Jahren eine richterliche Abrißverfügung vorlag, gibt es für Zangersheide weder eine Abbruchanordnung noch laufende Prozesse über Gebäude, die ohne Genehmigung erbaut sein sollen. L.N. Melchior
24.02.1999 Zangersheide Bordeaux - Die von Nissan gesponserte Serie für springende Zuchthengste "Sires of the World" war beim Finale am 13. Februar in Bordeaux ein großer Erfolg für Mitsponsor Studbook Zangersheide. Im Finale war der Stallreiter des Gestüts Zangersheide Herr und Meister: Jos Lansink wurde nach drei Parcours Sieger mit Nissan Zandor Z (Rheinländer von Zeus - Polydor) und Zweiter mit Nissan Calvaro Z (Holsteiner von Caletto I - Capitol I). Auf Platz 3 kam die schwedische Amazone Emma Wester mit dem für das Studbook Zangersheide gekörten Iowa (KWPN von Libero H - Nimmerdor). Außer diesem Ergebnis brachte das Finale noch eine weitere Rangliste unter dem Titel "Sires of the World - Euro Ranking" zum Abschluß. Die Serie umfaßte in der ersten Saison ihrer Einführung fünf Turniere: Lanaken-Zangersheide (B), Caen (F), Mechelen (B), Hannover (D) und Bordeaux (F). Das auf die ganze Serie bezogene Klassement wurde in Euro ausgedrückt und von Nissan Zandor Z angeführt. Jos Lansink gewann mit ihm 14 129 Euro. Auf Platz zwei kam Eric Navet mit Alligator Fontaine (SF von Noren - Dark Tiger xx) mit 7 368 Euro. Die weiteren Placierten in den Top Ten: Jos Lansink/Nissan Calvaro Z - 6 794, Jos Lansink/Nissan High Valley Z (KWPN von Ahorn/Conte) - 6 234, Max Thirou-in/Caucalis (SF von Rox de la Touche - Geronimo D) - 5 738, Emma Wester/Iowa - 5 716, Ludo Philippaerts/RBG Landaris (Holsteiner von Landgraf I - Calet-to I) - 4 364, Lesley McNaught/Bim II (Uk-rainer von Bazmale-j) - 3 500, Alois Pollmann-Schweckhorst/Power Light (Hannoveraner von Pilot - Debütant) - 3 200, Philippe Rozier/Barbarian (SF von Quiniou/Fantaisiste) - 2 575 Euro. Reiter und Züchter wurden die Preise und Prämien in Euro ausgezahlt. Aber weil es die EU-Valuta noch nicht in Geldscheinen gibt, hatte Zangersheide-Chef Léon Melchior gigantische Schecks mit dem schon vorliegenden Entwurf machen lassen.
21.02.1999 Hamburg Das Deutsche Dressur-Derby soll künftig zeitlich getrennt vom traditionsreichen Spring-Derby durchgeführt werden. Das berichtet das «Hamburger Abendblatt» in seiner Samstag-Ausgabe unter Berufung auf ein Schreiben der Derby GmbH. Danach soll das Derby der Dressurreiter erst vom 13. bis 15. August stattfinden, der Termin für das Spring-Derby (13. bis 16. Mai) bleibt. Mit dem Schritt wollen die Organisatoren dem Dressur-Derby wieder zu mehr Bedeutung verhelfen. Ob es allerdings gelingt, die besten europäischen Dressur-Reiter zum Ende der Saison - nach dem CHIO Aachen, den Deutschen Meisterschaften und den Europameisterschaften - mit ihren stärksten Pferden noch einmal für Hamburg zu verpflichten, wird von Insidern der Dressur-Szene ernsthaft bezweifelt. Schon vor Jahren war das Deutsche Fahr-Derby aus dem Hamburger Derby-Programm herausgenommen und nach Luhmühlen verlagert worden.
21.02.1999 Neumünster Der ehemalige Paul-Schockemöhle-Schüler Alois Pollmann-Schweckhorst wurde der «Hallenkönig» von Neumünster. Der 19malige deutsche Nationen-Preis-Reiter, der in den Rahmenprüfungen des viertägigen Weltcup-Turniers in der Holstenhalle schon dreimal gewonnen hatte, triumphierte auch im mit 104000 Mark dotierten Großen Preis von Schleswig-Holstein, den er bereits 1994 gewonnen hatte. Pollmann-Schweckhorst glänzte im Stechen vor 5000 Zuschauern mit seinem Hannoveraner Hengst Powerlight mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt von 28,63 Sekunden. Er verwies die schwedische Amazone Maria Gretzer mit Feliciano (29,12) und den viermaligen britischen Europameister John Whitaker mit Nebel (29,47) auf die Plätze und strich für seinen Sieg 27000 Mark ein.
In der fünften Dressur-Weltcup-Prüfung der Europazone gab es einen eindrucksvollen deutschen Doppelsieg durch Isabell Werth (Rheinberg) mit Anthony und Alexandra Simons-de Ridder (Aachen) mit Chacomo. Beide waren der Konkurrenz deutlich überlegen und haben sich damit bereits für das Weltcup-Finale Mitte April in Dortmund qualifiziert.
Die großen Verlierer des Großen Preises von Neumünster waren der dreimalige Weltmeister Franke Sloothaak und das Beerbaum-Trio. Die vier Mitfavoriten konnten sich nicht mal für das Stechen der besten Zwölf qualifizieren. Für Sloothaak reichte es nach einem Abwurf nur zum 15. Platz. Markus Beerbaum, Meredith Michaels-Beerbaum (beide Thedinghausen/Bremen) und der dreimalige Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mußten nach je einem Abwurf mit den Rängen 16, 19 und 20 zufrieden sein. Dagegen imponierte Nachwuchsreiter Toni Hassmann (Lienen), der in der Vorwoche den Großen Preis von Bremen gewonnen hatte, erneut und wurde mit Cabrio im Stechen Vierter.
Die fünfte Weltcup-Prüfung der Dressurreiter wurde vor fast 5000 Zuschauern zum Erfolg der deutschen Reiterinnen. Doppel-Weltmeisterin und -Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) wurde mit dem Hannoveraner Wallach Anthony ihrer Favoritenrolle souverän gerecht. Die 35jährige Rheinländerin Alexandra Simons-de Ridder (Aachen) mußte mit ihrem Holsteiner Wallach Chacomo mit 78,26 Punkten und Platz zwei zufrieden sein. Dritte wurde die für Italien reitende Pia Laus aus Wetter/Ruhr mit Renoir (74,14) vor Mannschafts-Weltmeisterin Karin Rehbein (Grönwohld/Holstein), die bei ihrer ersten großen Dressur-Kür mit Flambo ein starkes Debüt feierte. Damit landete ein deutsches Quartett auf den ersten vier Plätzen - die namhafte Konkurrenz aus Dänemark, den Niederlanden und Schweden hatte keine Chance. Nach fünf Weltcup-Prüfungen der Europazone führt Isabell Werth mit 73 Punkten vor Alexandra Simons-de Ridder (51), Jürgen Wirths (Mayen- Koblenz/47) und Imke Bartels (Niederlande/44). Damit dürfte sicher sein, daß Werth, Simons-de Ridder und Wirths die deutschen Farben beim Weltcup-Finale Mitte April in Dortmund vertreten werden.
31.01.1999 Hannover - Dressur-Weltmeisterin Ulla Salzgeber und ihr Trainer Johann Hinnemann (Voerde) haben ihre erfolgreiche Zusammenarbeit überraschend beendet. Die Trennung erfolgte auf Wunsch von Hinnemann. «Er hat mir gesagt, daß er mich aus zeitlichen Gründen nicht mehr betreuen kann», sagte Ulla Salzgeber beim Hallenreitturnier in Hannover. Hinnemann wird auch die deutsche Spitzenreiterin Heike Kemmer (Isernhagen) nicht mehr trainieren.
Hinnemann und Salzgeber arbeiteten drei Jahre lang zuammen. Der 50jährige hatte die Bad Wörishofenerin in erster Linie auf Championate vorbereitet und auf Turniere begleitet. Die 40jährige wurde 1997 mit ihrem russischen Wallach Rusty Team-Europameisterin, bei der WM im vorigen Oktober in Rom gewann sie ebenfalls den Titel mit dem Team und die Bronzemedaille im Einzel. Sie und der elfjährige Rusty gelten als vielversprechendes Dressur-Paar der Zukunft.
«Mir tut es wahnsinnig leid. Aber ich habe keine Zeit mehr, sie auf Turnieren zu betreuen. Ich werde auf meinem Hof in Voerde gebraucht», sagte Hinnemann. Für Salzgeber kam Hinnemanns Entschluß unerwartet. Noch wenige Tage zuvor hatte sie mit ihm die Planung bis zu den Europameisterschaften im Juli in Arnheim besprochen. «Er ist ein hervorragender Trainer», bedauerte Ulla Salzegeber Hinnemanns Entscheidung. Sie möchte sich künftig vom 84jährigen Albert Stecken beraten lassen, der sie schon in der Jugend zehn Jahre lang betreut hatte, und will sich intensiver mit Chefbundestrainer Klaus Balkenhol austauschen. Außerdem arbeitet Ulla Salzgeber weiter mit Ernst Hoyers von der Spanischen Hofreitschule zusammen.
31.01.1999 Hannover - Spricht Marcus Ehning über seinen neuen Partner, gerät er ins Schwärmen. Dabei befinden sich der 24 Jahre alte Springreiter und sein Pferd For Pleasure erst noch in der Kennenlernphase. «Man reitet ganz anders in den Parcours ein, weil man weiß, was das Pferd kann und was es schon alles gewonnen hat», sagte er am Sonntag beim Reitturnier in Hannover. «Ich versuche, mich in ihn reinzudenken, reinzufühlen. Er ist sensibel und ehrgeizig.»Seit dem 23. Dezember steht For Pleasure in Ehnings Stall in Borken in Westfalen. Die Erfolgsliste des 13 Jahre alten Hannoveraner Zuchthengstes ist länger als die seines neuen Reiters. For Pleasure trug dazu bei, daß Lars Nieberg (Homberg/Ohm) die Mannschafts-Titel bei den Olympischen Spielen und den Europameisterschaften gewann.
Jetzt soll der Hengst Entwicklungshilfe leisten. Ehning galt schon lange als Talent, das mit jungen Pferden respektable Ergebnisse erreichte. Sowohl als Ponyreiter als auch bei den Junioren und Jungen Reitern war er erfolgreich und gewann in den drei Alterklassen die Mannschafts-Europameisterschaften. Seit drei Jahren gehört er zum Kreis um Bundestrainer Herbert Meyer. Zu einem Start bei einer EM oder WM reichte es aus Mangel an konkurrenzfähigen Pferden nicht.
Mit For Pleasure soll sich das ändern. Doch die Erfolge seines Pferdes können auch zur Belastung werden. Seit die Liaison bekannt wurde, steht Ehning bei den Turnieren unter der Beobachtung seiner Kollegen und der Medien. Eine ungewohnte Situation für den zurückhaltenden Ehning. Bei seinem ersten Ritt mit For Pleasure bei einem Turnier vor zwei Wochen in Leipzig standen alle Reiter am Parcours und schauten mit einer Mischung aus Neugier und aus Neid zu. Auch in Hannover galt das besondere Interesse dem neuen Paar.
«Ich will micht nicht verrückt machen lassen. Der Druck beginnt immer im eigenen Kopf», sagte Ehning. Deshalb mache er sich keine Gedanken über den Weltcup, die EM im August oder die Olympischen Spielen 2000. «Ich will erst einmal einige Turniere reiten und dann mit Herbert Meyer die weiteren Pläne besprechen.» Die Kombination Ehning/For Pleasure scheint zu passen. Sie ergänzen sich: Der Reiter ist ruhig, For Pleasure temperamentvoll. In Hannover deuteten sie mit einem zweiten Platz in einem Springen an, was in Zukunft möglich ist.
31.01.1999 Hannover Der Österreicher Anton Martin Bauer hat beim Hallenreit- und Springturnier große Kasse gemacht. Der 35jährige setzte sich beim mit 300000 Mark dotierten Championat von Hannover durch und kassierte für seinen Erfolg in der höchstdotierten Hallenspringprüfung der Welt 100000 Mark. Bauer siegte vor 6000 Zuschauern souverän. Mit seinem elf Jahre alten Oldenburger Wallach Remus Equo blieb der in Oer-Erkenschwick wohnhafte Bauer als einziger von 44 Startern sowohl in den beiden Normalumläufen als auch in der Siegerrunde der besten neun Reiter ohne Fehlerpunkte. «Mir fehlen die Worte, daß der Wallach auch in der entscheidenden Runde so stark gegangen ist», sagte Bauer.
Mit dem Gesamtergebnis von null Fehlerpunkten und 33,89 Sekunden verwies Österreichs Meister den Mannschafts-Weltmeister Lars Nieberg (Homberg/Ohm) mit Albertino (4/32,84) und den niederländischen Vorjahressieger Piet Raymakers mit Luna (4/33,12) auf die Plätze zwei und drei. Raymakers hatte Pech: Zwar war er schneller als Bauer, doch am letzten Hindernis fiel noch eine Stange. Nieberg bewies mit seinem zweiten Rang, daß er auch nach dem Weggang seines Top-Pferdes For Pleasure noch immer gut ausgestattet ist und mit dem elf Jahre alten Albertino ein Pferd mit Perspektive hat. For Pleasure und sein neuer Reiter Marcus Ehning (Borken/Westfalen), die seit einem Monat zusammen sind, mußten schon nach dem ersten Umlauf mit zwölf Fehlerpunkten passen.
In der Dressur wurde die dreimalige Olympiasiegerin Isabell Werth ihrer Favoritenstellung gerecht. Die 29jährige aus Rheinberg gewann am Vormittag vor 5000 Zuschauern mit Antony den mit 20000 Mark dotierten Grand Prix Special. Schon am Freitag hatte die derzeit erfolgreichste Reiterin der Welt den Grand Prix mit dem 13 Jahre alten Hannoveraner Wallach für sich entschieden. Nur am Samstag mußte sich die angehende Juristin auf ihrem Nachwuchspferd Giorgio in der Kür mit Musik mit Platz zwei begnügen hinter der viermaligen Olympiasiegerin Nicole Uphoff (Cappeln/Oldenburg) mit Rubinstein. Durch ihre beiden Siege und den zweiten Rang gewann Isabell Werth auch die Gesamtwertung um den Dressur-Cup.
Im Special überzeugte Isabell Werth trotz kleiner Fehler mit ihrem Drittpferd Antony und erhielt 1561 Punkte. Zweite wurde wie schon am Freitag im Grand Prix Ulla Salzgeber. Die Bad Wörishofenerin kam mit dem neun Jahre alten russischen Wallach Wall Street auf 1 544 Punkte. Platz drei belegte Hubertus Schmidt (Altenautal/Paderborn) mit My Fair Lady (1511).
30.01.1999 Hannover - Die viermalige Dressur-Olympiasiegerin Nicole Uphoff hat beim Hallenreit- und Springturnier in Hannover die Kür nach Musik gewonnen. Die 32jährige aus Cappeln in Oldenburg erhielt auf Rubinstein mit 74,31 Prozentpunkten die höchste Wertung. Sie verwies die Doppel-Weltmeisterin Isabell Werth (Rheinberg) mit ihrem Nachwuchspferd Giorgio (74,0) und Hubertus Schmidt (Altenautal) mit My Fair Lady (71,03) auf die Plätze.
Am Nachmittag hatte die Amazone Karin Ernsting-Engemann den Männern den Sieg beim wichtigsten Springen des Tages weggeschnappt. Die 35jährige aus Bissendorf sicherte sich auf Van Holland mit einem furiosen Ritt im Stechen den ersten Platz. Mit dem neun Jahre alten Wallach zeigte Karin Ernsting-Engemann in 38,68 Sekunden den schnellsten fehlerfreien Ritt. Zweiter in dem mit 15000 Mark dotierten Springen wurde der 24jährige Marcus Ehning (Borken/Westfalen) mit For Pleasure (0 Fehlerpunkte/39,22 Sekunden) vor Thomas Schepers (Fröndenberg) mit Limerick (0/40,64).
Der Pechvogel des Springens war vor 5000 Zuschauern Rene Tebbel. Der Emsbürener war mit Le Patron auf dem besten Weg zum Sieg. Doch ein leichtfertiger Abwurf an einem Hindernis machte seine Hoffnungen zunichte. Am Ende erzielte er mit 36,84 Sekunden die schnellste Zeit, wurde aber mit vier Fehlerpunkten nur Siebter.
Höhepunkt des Turniers ist am Sonntag das Springen um das Championat, der mit 300000 Mark höchstdotierten Hallenprüfung der Welt. In der Dressur wird mit dem Grand Prix Special die Wertung im Dressur-Cup entschieden.
30.01.1999 Hannover - Die Springreiter Alois Pollmann-Schweckhorst und Lesley McNaught sowie Dressur-Weltmeisterin Isabell Werth waren die ersten Sieger beim Hallenreit- und Springturnier in Hannover. Pollmann-Schweckhorst aus Tholey im Saarland gewann das Eröffnungsspringen mit Aperio. Wenig später war die Schweizerin Lesley McNaught auf Bim II in einem Springen nur mit Hengsten erfolgreich. Schon am Vormittag hatte Isabell Werth (Rheinberg) die erste wichtige Dressur-Prüfung des Turniers, den Grand Prix, auf Antony für sich entschieden.
Der 34jährige Pollmann-Schweckhorst ließ der Konkurrenz im ersten Springen des Tages keine Chance. Auf dem acht Jahre alten Aperio blieb er ohne Fehlerpunkte und kam nach 51,25 Sekunden ins Ziel. Mit einem Rückstand von über drei Sekunden wurde der Brite John Whitaker mit Nebel (0 Fehlerpunkte/54,54 Sekunden) Zweiter vor dem 24 Jahre alten Marcus Ehning (Borken/Westfalen) mit Gralsritter (0/54,90).
Pollmann-Schweckhorst verpaßte wenig später seinen zweiten Erfolg. Auf Power-Light belegte er im Stechen des sogenannten Hengste- Springens Platz drei (0/34,55). Die 32 Jahre alte gebürtige Britin Lesley McNaught war mit ihrem fehlerfreien Ritt in 33,78 Sekunden auf Bim II nicht zu schlagen. Der Niederlander Jos Lansink kam ihr mit dem Holsteiner Hengst Zandor Z (0/34,33) noch am nächsten. Das Hengste-Springen gehört zu einer Serie von insgesamt vier Qualifikationsspringen und dem Finale in Bordeaux.
Dressur-Weltmeisterin Isabell Werth wurde ihrer Favoritenstellung am Vormittag gerecht. Die 29jährige sicherte sich mit dem 13 Jahre alten Hannoveraner Wallach Antony den Sieg in dem mit 15000 Mark dotierten Grand Prix. Mit guten 1799 Punkten verwies sie die Team- Weltmeisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) auf Wall Street (1752) und die viermalige Olympiasiegerin Nicole Uphoff (Cappeln/Oldenburg) auf Rubinstein (1689) auf die Plätze zwei und drei.
Mit ihrem zehn Jahre alten Nachwuchspferd Giorgio (1683) wurde Isabell Werth auch Vierte vor Karin Rehbein, ebenfalls Mitglied des erfolgreichen WM-Teams von Rom, mit Flambo (1669). Durch ihren Erfolg hat die derzeit erfolgreichste Dressurreiterin der Welt gute Chancen auf den Sieg im Dressur-Cup von Hannover, der Gesamtwertung aus dem Grand Prix, der Kür morgen und dem Grand Prix Special am Sonntag.
Die meisten Dressur-Reiter und -Reiterinnen haben ihre Toppferde nicht mit nach Hannover gebracht. Anders sieht es in den Springprüfungen aus: Das Championat am Sonntag, die mit 300000 Mark höchstdotierte Hallenprüfung der Welt, lockt die Reiter mit ihren besten Pferden an.
Helena Weinberg verlor Spitzenpferd Helena Weinberg, die derzeit wohl erfolgreichste deutsche Springreiterin, hat ihr Spitzenpferd Ferdinand verloren. Der 13jährige in Hessen gezogene Wallach starb an einer Kolik. Im letzten Jahr war er das drittgewinnreichste Springpferd im deutschen Besitz. Mit Ferdinand war Helena Weinberg als Ersatzreiterin für die Weltreiterspiele in Rom nominiert.
17.01.1999 LeipzigFranke Sloothaak aus Borgholzhausen sorgte mit seiner achtjährigen braunen Hannoveraner-Stute Landdame für einen deutschen Erfolg beim Schlußtag des gut besetzen Reitturniers «Partner Pferd» in Leipzig. Im Großen Preis vor 6000 Zuschauern in der Messehalle 1 brachte er Landdame als Schnellste im Stechen über die Hindernisse. Er verwies den Weltranglisten-Ersten Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Neron de la Tourelle auf den zweiten Platz. Dritte wurde die Schweizerin Lesley McNaught mit Dönhoff.
Zuvor hatte Sloothaak schon das Finale in der Prüfung für Nachwuchspferde für sich entschieden. Mit Paramo kam er als Erster vor Toni Haßmann (Lienen) auf Landstreicher und Sören von Rönne (Neuendeich) mit Cantaro ins Ziel. Der Weltmeister des Jahres 1994 durfte zudem noch einmal auf die Ehrenrunde: Mit Lancerina belegte er den vierten Platz in einer kombinierten Springprüfung. Er war dabei punkt- und zeitgleich mit Ludger Beerbaum auf Tubbs. Die beiden Routiniers hatten jedoch noch den Sieger Markus Merschformann (Münster) mit Komtesse sowie Peter Weinberg (Eschweiler) mit Jabot und Christian Ahlmann (Marl) mit Kleopatra vor sich.
«Ich fahre aus Leipzig nach Hause mit dem Wissen, daß ich gute Nachwuchspferde habe», gab sich Franke Sloothaak vor dem Großen Preis noch bescheiden. Mit Landdame kassierte er immerhin 15 000 Mark für den Sieg. Bereits am Samstag hatte Sloothaak mit Landdame in der Qualifikation zum Großen Preis den zweiten Platz belegt (4 000 Mark). Als Sieger ritt der 20jährige Björn Nagel (Friedrichskoog) mit Acapulco nach Hause.
16.01.1999 Leipzig Der Österreicher Anton Martin Bauer und Tjark Nagel aus Friedrichskoog haben die Springwertungen der Klasse S beim Leipziger Springturnier «Partner Pferd» gewonnen. Der in Marl lebende Bauer sicherte sich heute auf dem Wallach Equo, der aus der Zucht des früheren Weltmeisters Gerd Wiltfang stammt, den Sieg vor Karin Ernsting-Engemann (Rulle) auf van Holland.
Mannschafts-Weltmeister Franke Sloothaak, der seine achtjährige Nachwuchshoffnung Landdame gesattelt hatte, mußte sich mit Rang drei begnügen. Doch Sloothaak nahm den Verlust des fast schon sicheren Sieges nicht tragisch: «Schließlich hatte ich schon vorher gesagt, Leipzig ist vor allem ein Test für meine Nachwuchspferde.»
Im Punktespringen sicherte sich Nagel mit Vilara den Erfolg. Unter den mehr als 20 Reitern, die die Maximalpunktzahl von 38 erreicht hatten, mußten Zehntelsekunden über die Plazierung entscheiden. Dabei kamen Heinrich-Hermann Engemann (Rulle) mit Cat Ballou, Markus Merschformann (Münster) mit Komtesse und Dietmar Gugler (Mühlen) mit Donna Carara hinter Nagel auf die nächsten Plätze.
11.01.99 London Während sich die deutschen Verantwortlichen nur schwach gegen das Verbot wichtiger Medikamente für Pferde durch die Europäische Union wehren, hat in England sogar der Landwirtschaftsminister Nick Brown im Namen seiner Regierung den dortigen Tierärzten seine Unterstützung zugesagt. Weil Pferde laut EU als "lebensmittelliefernde" Tiere eingestuft werden, dürfen in Europa wichtige Arzneimittel, wie zum Beispiel das Schmerzmittel Phenylbutazon, nicht mehr eingesetzt werden, weil sie Rückstände im Fleisch hinterlassen könnten. Das Arzneimittelverbot gilt den englischen Tierärzten als größte Bedrohung der Pferdeheilkunde in ihrer Geschichte. Ihr Verband konnte bereits durchsetzen, daß Pferde, deren Besitzer versichern, sie niemals zum Schlachter zu geben, mit Medikamenten behandelt werden können, die eigentlich auf der Verbotsliste stehen. Forschungen aus den USA zeigten unterdessen, daß das verbotene Phenylbutazon sogar bei Koliken hilft und viele Pferde vor dem Tod retten könnte.
11.01.99 Aachen - Mit einem Aufgebot von 25 Zeugen will das Landgericht Aachen den Millionen-Streit um die Vermarktungsrechte am Offiziellen Internationalen Reitturnier der Bundesrepublik Deutschland (CHIO) in Aachen zu Ende bringen. Die Pressestelle des Gerichts teilte auf Anfrage mit, die 9. Zivilkammer habe neun Termine für die mündlichen Verhandlungen im Streit um die Forderungen des Vermarkters Wolfgang Goetz mit seiner GEM (Gesellschaft für Entwicklung von Medienprojekten) und dem CHIO- Veranstalter Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV) angesetzt, weil an die Zeugen «mehr als ein oder zwei Fragen zu stellen» sein würden. So wird auch beim diesjährigen CHIO (15. bis 20. Juni) noch Unklarheit herrschen, wer welchen Anspruch auf die Sponsorengelder hat. Der letzte Verhandlungstermin ist für den 2. Juli angesetzt.
Das Landgericht in Aachen muß entscheiden, ob und in welcher Höhe
Goetz/GEM noch Sponsorengelder aus den Turnieren bis einschließlich
1998 zustehen. Zuvor hatten das Landgericht Aachen und das
Oberlandesgericht Köln als Berufungsinstanz festgestellt, die vom
ALRV am 29. September 1994 zum 30. September 1995 ausgesprochene
Kündigung der Verträge sei nicht rechtswirksam. Goetz fordert vom
ALRV 8,3 Millionen Mark. Am grundsätzlichen Anspruch von Goetz hatte
der Vorsitzende der Kammer keinen Zweifel gelassen. Er nannte «als
persönliche Meinung der Kammer» etwa zwei bis zweieinhalb Millionen
Mark».
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